In Griechenland vegan zu reisen ist eine spannende Berg- und Talfahrt. Während wir hier manche Produkte ganz doll vermissen, befinden wir uns in Bezug auf andere Lebensmittel im absoluten Food-Heaven. In diesem Artikel möchte ich einen kleinen Überblick geben, wie wir uns in Griechenland vegan ernähren.
Inhalt
Eine Orientierungshilfe
In Deutschland ist Veganismus schon länger kein Fremdwort mehr. Alle möglichen Produkte sind als vegan gekennzeichnet und das vegane Einkaufen wird somit zum Kinderspiel.
Auf Reisen werden einige unserer Gewohnheiten und Prinzipien auf die Probe gestellt. Anders als zu Hause muss man sich immer wieder neu einrichten und sich in neuen Geschäften zurechtfinden. Dieser Beitrag soll dir als erste Orientierung dienen, damit du ungefähr einschätzen kannst, was dich in Griechenland erwartet. In Teil 2 dieser Reihe stelle ich dir dann den ultimativen Geheimtipp vor, den du als vegan Reisende*r in Griechenland unbedingt besuchen solltest.
Ich möchte in diesem Artikel hauptsächlich auf Lebensmittel eingehen. Andere Produkte wie Hygieneartikel oder Kleidung kaufen wir einfach viel zu selten, deshalb kann ich dazu nicht viele Erfahrungen teilen. Wenn dich interessiert, wie wir Körperpflege im Wohnmobil betreiben oder wo wir unterwegs neue Kleidung einkaufen, dann besuche gerne mal diese Beiträge:
- Weniger ist mehr: Körperpflege im Camper
- Second Hand Jagd durch Lissabon
- Die schwedische Second-Hand-Kultur
Bunte Vielfalt und hohe Qualität von Lebensmitteln
Die griechischen Wochenmärkte lassen eigentlich keine Wünsche offen. Es gibt eine bunte Vielfalt an Obst, Gemüse, Reis, Nüssen und Hülsenfrüchten. An den „Laikis“ führt also kaum ein Weg vorbei, wenn du dich in Griechenland frisch und ausgewogen ernähren möchtest. Anders als in Deutschland sind die Preise auf den Märkten deutlich günstiger als in den Supermärkten. Alle uns bekannten Wochenmärkte in Griechenland haben wir auf dieser Karte zusammengestellt: Wochenmärkte in Griechenland
Veganismus und die griechische Fastentradition
Die Fastentraditionen der griechisch-orthodoxen Kirche sind einer veganen Ernährung recht ähnlich – auch wenn die Motivationen natürlich komplett verschieden sind. „Nistisimo“-Essen enthält kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier und normalerweise auch keinen Fisch. Ein paar wenige Fischarten und Honig sind allerdings erlaubt.
Diese Tatsache ist für alle vegan Reisenden in Griechenland natürlich äußerst interessant. Selbst wenn man keine gemeinsame Sprache spricht, können wir einfach auf das Objekt der Begierde zeigen und fragen „nistisimo?“ (mit der Aussprache sind wir uns nicht sicher, aber wir wurden bisher immer verstanden).
Die griechischen Bäckereien produzieren fantastisches Gebäck. Von Blätterteigtaschen bis Keksen gibt es in den allermeisten Fällen auch „nisitisimo“ Optionen. Je früher am Tag man dran ist, desto größer ist die Auswahl!
Das Zauberwort „nistisimo“ funktioniert auch an der Käsetheke im Supermarkt. Neben Gouda-ähnlichem Käse gibt es dort manchmal auch veganen Feta. Diesen solltest du auf jeden Fall ausprobieren, er ist wirklich täuschend echt am Original! Veganen Käse gibt es auch abgepackt, dieser überzeugt uns jedoch weder geschmacklich noch verpackungstechnisch und ist obendrein noch deutlich teurer.
Vegane verarbeitete Produkte
Es ist also sehr einfach, sich in Griechenland vegan und vollwertig zu ernähren. Theoretisch könnten wir allein von Wochenmarkt-Besuchen überleben und jeden Tag lecker essen. Aber das wäre ja nur der halbe Spaß, es gibt immerhin so viele leckere Sachen, die wir selbst nicht zubereiten können oder zu faul dafür sind 🙂
Bei verarbeiteten Lebensmitteln ist für uns die größte Herausforderung, die Zutatenliste zu entziffern, um zu prüfen, ob tierische Produkte enthalten sind. Die griechischen Buchstaben kennen wir inzwischen einigermaßen, aber bei der Übersetzung hapert es ganz schön. Zum Glück werden die Zutaten oft in mehreren Sprachen aufgelistet. Manchmal steht es auf Englisch oder sogar Deutsch drauf, aber auch Rumänisch oder Schwedisch sind leichter zu entziffern als Griechisch.
Es folgt eine kleine Übersicht über verarbeitete Produkte, die wir regelmäßig kaufen:
Pflanzenmilch in Griechenland
Pflanzenmilch gibt es hier in Griechenland in jedem Supermarkt, meistens auf Mandelbasis. Fast überall erhältlich ist zum Beispiel die Mandelmilch von ΚΑΡΠΟΣ. Diese ist allerdings, wie die meisten anderen Pflanzendrinks auch, mit ca. 3 € pro Liter ziemlich teuer. Außerdem enthält sie mir meinen Geschmack etwas zu viele Inhaltsstoffe und ist nicht in Bio-Qualität. Bio-Soja- und Mandelmilch zu einem bezahlbaren Preis gibt es bei Lidl. Diese ist natürlich alles andere als lokal. Öko-Test fand außerdem heraus, dass die Sojamilch von Lidl stark mit Nickel belastet ist.
Andere vegane Milchprodukte wie Joghurt, Sahne oder Ähnliches haben wir dagegen nur wenige Male in Bioläden finden können.
Wer unterwegs ein bisschen Zeit hat, kann Pflanzenmilch auch relativ schnell selbst herstellen. Dafür einfach Haferflocken, Mandeln oder gekochten Reis (diese Lebensmittel sind alle lokal) mit Wasser mixen, eventuell etwas süßen und durch einen Nussmilchbeutel, Teesieb oder Geschirrtuch abseihen. Ein genaues Rezept findest du zum Beispiel hier.
Vegane Fleischalternativen
Vegane Fleischalternativen sucht man in den Supermärkten vergeblich. Bisher haben wir nur bei Lidl die veganen Patties aus dem Tiefkühlfach gefunden, aber auch die gibt es nicht in jeder Filiale. Selbst Tofu gibt es nur in wenigen Bioläden, nicht bei den großen Supermarktketten. Wo du auf jeden Fall Tofu und auch Fleischalternativen finden wirst, verrate ich dir in Teil 2 meiner Serie „Vegan in Griechenland“. Was es aber oft gibt, sind getrocknete Sojaschnetzel und Sojahack von der Marke „fytro“ (leider nicht bio). Diese gibt es in der Nudelabteilung der meisten Supermärkte.
Eine Alternative zu Tofu, die man ganz leicht selber herstellen kann, ist übrigens Seitan. Das Weizenprotein hat eine fleischähnliche Konsistenz und kann sehr lecker gewürzt und angebraten werden. Ich habe das erst ein einziges Mal selbst gemacht, da die Zubereitung sehr viel Wasser benötigt. Da Wasser in Griechenland aber reichlich vorhanden ist, werde ich das in den nächsten Tagen nochmal testen. Auf Instagram werde ich natürlich davon berichten!
Vorgekochte Hülsenfrüchte
Ich habe oben ja bereits erwähnt, dass Hülsenfrüchte, vor allem Kichererbsen, weiße Bohnen und Mungobohnen, auf fast jedem Wochenmarkt erhältlich sind. Diese werden dort trocken und lose verkauft. Das ist natürlich unter dem Aspekt des unverpackt Einkaufens super, weil ich sie so in meinen eigenen Beutel füllen kann. Allerdings bedeutet das auch, dass ich sie selbst kochen muss. Vorgekochte Hülsenfrüchte aus dem Glas oder aus der Dose gibt es im Supermarkt eher selten. Wenn man die Erbsen und Bohnen aber frisch auf dem Wochenmarkt kauft und früh genug einweicht, reduziert das die Kochzeit enorm. Hülsenfrüchte vor dem Kochen einzuweichen ist außerdem auch gesünder. Noch schneller geht es, wenn man kein Salz und dafür etwas Natron zum Kochwasser hinzufügt. So sind Kichererbsen und weiße Bohnen in ungefähr 15 Minuten fertig.
Fette und Öle
Da Olivenöl zwar in den meisten, aber eben doch nicht in allen Fällen die Lösung ist, benötigt man manchmal andere Fette. Kokosöl gibt es auch überall und ist zum scharf Anbraten besser geeignet. Als Margarine haben wir gerade die „Βιτάμ soft“ im Kühlschrank, die auf Rapsölbasis hergestellt wird.
Brotaufstriche
Apropos Brotaufstrich: Vegane Aufstriche gibt es hier nicht, auch nicht bei Lidl 😉 Aber auch hier kann ich aber nur ermutigen, das selbst auszuprobieren! Als Basis eignen sich zum Beispiel Cashews, Sonnenblumenkerne oder Kichererbsen. Diese einfach einweichen und dann mit beliebigen Zutaten wie Kräutern, getrockneten Tomaten, rote Bete, Oliven, Senf, Essig, Olivenöl mixen. Oder wie wäre es mit Hefeschmelz aufs Brot?
Nussmus
Ein weit verbreitetes Produkt in Griechenland ist Tahin. In allen Supermärkten gibt es eine große Auswahl des Sesammus (keine Ahnung, worin sich die verschiedenen Hersteller unterscheiden). Dieses eignet sich perfekt als Basis für Salatdressings, aber auch für Aufstriche und natürlich für Hummus.
Neben dem Tahin-Regal findet man meistens auch Erdnussmus. Wenn man Glück hat, sogar aus griechischen Erdnüssen! Gemischt mit etwas Carobpulver (Carobbäume findet man auf dem Peloponnes reichlich) und etwas Süße hat man einen perfekten Schokoaufstrich.
Mandel- und Cashewmus gibt es in Bioläden.
Wein
Als vegan gekennzeichneten Wein haben wir in Griechenland noch nicht gefunden. Es kann also sein, dass dieser mit tierischen Produkten geklärt wurde.
Vegan reisen in Griechenland
Ich hoffe, dir mit diesem Beitrag einen kleinen Vorgeschmack gegeben haben zu können. Sich in Griechenland vegan zu ernähren ist kein Problem, wenn man auf ein paar Lebensmittel verzichten kann. Es macht unglaublich Spaß, sich durch die griechischen Lebensmittel zu probieren und sich an neue Rezepte zu wagen. Ich bin ziemlich froh, dass ich meinen Stabmixer dabeihabe!
Was hier jedoch definitiv fehlt, sind vegane Alternativen für tierische Produkte – abgesehen von Käse und Milch. Diese sind für eine vegane Ernährung nicht notwendig, aber ab und zu eben lecker. Deswegen freut es mich sehr, dass ich dir in Teil 2 der Reihe „Vegan in Griechenland“ einen ultimativen Tipp geben kann, wo du Fleischalternativen, Joghurt und noch viel mehr bekommst. Das ist auch der einzige Ort in ganz Griechenland, an dem wir bisher unsere heißgeliebten Hefeflocken gefunden haben. Sei gespannt!
Ich würde sagen, dass wir uns in Griechenland automatisch ein bisschen gesünder ernähren als in anderen Ländern. Wir kochen mit mehr unverarbeiteten Lebensmitteln und essen auch seltener Junkfood wie Chips oder Süßigkeiten. Wir gönnen uns regelmäßig eine extrem leckere, vegane Schokolade und vegane, zuckerfreie Schokoriegel. Chips (viele Sorten enthalten Milch) ersetzen wir häufiger durch Nüsse und Trockenobst oder wir machen Popcorn.
Was nicht wirklich mit der veganen Ernährung zusammenhängt, aber trotzdem für alle umweltbewussten Menschen interessant sein könnte: Viele Produkte in griechischen Supermärkten stammen von großen Lebensmittelkonzernen, die man nicht unbedingt unterstützen sollte. Stark vertreten sind zum Beispiel Unilever und Nestlé. Deshalb lohnt es sich, vor dem Kauf einen kurzen Blick auf die Rückseite der Verpackung zu werfen!
Wenn es noch andere Lebensmittel gibt, bei denen euch interessiert, ob es diese in Griechenland gibt, dann schreibt mir gerne eine Nachricht.