Ich sitze mit meinem Baby auf dem Beifahrersitz eines Wohnmobils

Wohnmobil mit Baby: Das funktioniert für uns NICHT beim Camping

Wohnmobil mit Baby. An dem Tag, als wir unser Wohnmobil verkauften, hielten wir den positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Zeit zu zweit hatten wir die letzten Jahre genug, ab jetzt schauten wir auf eine Zukunft zu dritt, die kommenden Wohnmobilreisen erleben wir zusammen mit unserem Baby.

Ein neues Familienmitglied bedeutet neue Anforderungen an ein Wohnmobil. Das war uns klar, doch was genau das bedeutet, beginnen wir jetzt erst langsam zu verstehen. Wir sind aktuell sehr aktiv auf der Suche nach einem passenden Wohnmobil für unsere kommenden Reisen. Die ersten Besichtigungen haben wir bereits hinter uns und in diesem Artikel teile ich einen kleinen Einblick in unsere Überlegungen, Erkenntnisse und Erfahrungen.

Wie wir mit Baby im Wohnmobil reisen möchten

Drei Jahre lang haben wir Vollzeit in unserem Wohnmobil gelebt und hätten uns nicht vorstellen können, ein Wohnmobil zu besitzen, um damit nur ein paar Wochen im Jahr in den Urlaub zu fahren, und es die restliche Zeit ungenutzt in der Einfahrt stehen zu haben. Inzwischen können wir uns beides nicht mehr vorstellen. Das Wohnmobil soll uns sowohl als mobiles Zuhause für die Wintermonate als auch als Wohnraumerweiterung dienen. Denn wir mieten aktuell ein kleines Häuschen, dessen Größe uns zwar ausreicht, doch ein zusätzlicher Raum, den wir zum Arbeiten oder Spielen nutzen können, würde nicht schaden. Wenn wir mit unserem neuen Reisegefährt dann auch während des Sommers ab und zu kleine und größere Ausflüge machen, hoffen wir, dass es nur selten ungenutzt in der Einfahrt stehen wird.

Wie familienfreundlich wäre unser altes Wohnmobil gewesen?

Wer die Leiden des alten Schüttelberts in den letzten Jahren auf Instagram verfolgt hat, wird nachvollziehen können, dass wir uns überhaupt nicht vorstellen konnten, zu dritt damit unterwegs zu sein. Zu oft standen wir am Straßenrand, haben in Werkstätten übernachtet oder fuhren mit bis zum Äußersten angespannten Nerven. Doch nicht nur die unzuverlässige Fahrzeugtechnik sprach gegen den Hymer als Familienmobil.

Ganz offensichtlich benötigt man für drei Personen drei Sitzplätze. Schüttelbert hatte sogar vier eingetragene Sitzplätze. Doch nutzbar wären die Sitze auf der Rückbank für uns nicht gewesen. Erstens gab es dort weder Kopfstützen noch 3-Punkt-Gurte, zweitens wäre vor jeder Fahrt der Umbau der Sitzbank notwendig gewesen. Denn damit in Fahrtrichtung gefahren werden kann, hat Hymer sich zu Beginn der 90er Jahre eine besondere Konstruktion überlegt, sodass man die rückwärtsgerichtete Sitzbank verschieben und ihre Rückenlehne umstecken konnte, sodass der dritte und vierte Sitzplatz direkt hinter dem Fahrersitz in Fahrtrichtung befinden. Das war ungefähr so aufwendig wie es klingt.

Auch die Schlafsituation wäre nicht optimal gewesen. Das an der breitesten Stelle 1,40 m große Hubbett war für uns beiden Erwachsenen ideal, doch für kleine Babys ist es eher nichts. Das über den Fahrersitzen schwebende Bett ist umringt von Gardinen, die zu einem Hitzestau führen können. Zwischen Bett und Frontscheibe ist ein Spalt, durch den kleine Babys durchfallen oder sich zumindest einklemmen könnten.

Wir bereuen es also auf keinen Fall, unser Wohnmobil letztes Jahr verkauft zu haben. Doch was braucht unser neues Wohnmobil?

Erste Überlegungen und Erkenntnisse für ein baby-taugliches Wohnmobil

Wir lieben den Charme der alten Wohnmobile und hatten uns in unserem 30 Jahre alten Hymermobil sehr wohlgefühlt. Deshalb möchten wir gerne wieder ein älteres Modell. Mit dem modernen Design neuerer Reisemobile können wir uns eher nicht anfreunden. Doch in erster Linie werden wir natürlich auf ganz praktische Dinge achten müssen. Die Inneneinrichtung ist eher zweitrangig und kann ja auch mit wenigen Handgriffen verändert und persönlich gestaltet werden.

Das Basisfahrzeug

Ein altes Fahrzeug muss nicht automatisch unzuverlässig sein. Wir haben zahlreiche Reisende kennengelernt, die nahezu nie Probleme mit ihren Oldtimern hatten. Auffällig oft handelte es sich dabei um Mercedes-Busse. Deshalb möchten nun auch wir etwas Lokalpatriotismus an den Tag legen und auf Qualität aus dem Schwabenland setzen. Schnell stellten wir fest: Der Markt ist voll mit Fiat Ducatos, zwischendurch erscheinen ein paar VWs, Peugeots, Citroëns und Fords, aber sucht man speziell nach Campern mit Mercedes-Basis, wird die Auswahl deutlich kleiner – und deutlich teurer!

Sitzplätze für alle Familienmitglieder

Ganz klar ist, dass wir einen dritten Sitzplatz benötigen. Zu Beginn dachten wir, dass wir am liebsten drei Sitzplätze nebeneinander haben möchten. So wären wir während der Fahrt alle beieinander und vom mittleren Sitz aus kann man sowohl links beim Fahren und Navigieren als auch rechts bei wichtigen Babyangelegenheiten unterstützen.

Das erste Wohnmobil, das wir besichtigt hatten, ein Mercedes von 1983 mit aufgesetztem Wohnwagen, hatte genau das: Einen Fahrersitz und daneben eine Doppelsitzbank. Doch bereits beim Vorbereiten der Probefahrt war klar, warum das nichts wird: Wir haben die Babyschale mitsamt Baby auf dem äußern Platz festgegurtet, die Seitentüre zugeschlagen und wums! hat es die Babyschale mitsamt Baby einmal ordentlich durchgeschüttelt! Im Gegensatz zu unserem Kombi gab es keine Luft zwischen dem Sitz und der Tür, so ist diese direkt auf die leicht überstehende Babyschale geknallt. Das Baby hat sich zum Glück nichts anmerken lassen und es ohne Schaden überstanden. Also mussten wir die Babyschale etwas weiter in die Mitte rücken, so ging die Tür zu. Das nächste Problem stellte sich dann heraus, als ich mich neben das Baby auf die Doppelbank setzen wollte: Es war nicht genügend Platz, sodass meine eine Pobacke so weit überstand, dass die hohen Gänge nicht eingelegt werden konnten. Damit war das Wohnmobil für uns leider raus.

Unsere Babyschale auf dem Beifahrersitz eines Wohnmobils

In den meisten Wohnmobilen befinden sich weitere Sitzplätze in der Sitzecke des Wohnmobils. Auch hier haben wir einiges gesehen, was für uns nicht funktioniert:

  • keine oder nur Beckengurte, sodass keine Babyschale befestigt werden kann
  • seitliche Sitzplätze in der Rundsitzgruppe im Heck
  • keine Kopfstütze, was relevant wird, sobald unser Baby größer ist
  • selbstmontierte 3-Punkt-Gurte, die mit einer kleinen Schraube in einer dünnen Pressspanplatte befestigt sind
  • ein nachgerüsteter Gurtblock an der rückwärtsgerichteten Sitzbank (war an der Sitzbank in Fahrtrichtung nicht möglich, da sich darunter das Gasfach befand) – so kann ebenfalls keine Babyschale befestigt werden

Übrig bleiben die folgenden Optionen:

  • drei ausreichend große Sitze nebeneinander
  • Sitzecke mit sicheren 3-Punkt-Gurten in Fahrtrichtung
  • Sitzecke mit der Möglichkeit, selbst einen Gurtblock nachzurüsten

Lautstärke im Innenraum

Alte Wohnmobile sind laut, manche mehr, manche weniger. Bei den Probefahrten haben wir die Erfahrung gemacht, dass unser Baby auf dem Beifahrersitz eines Campers von 1980 große Augen machte und etwas verschreckt wirkte, auf der Rücksitzbank des Kastenwagens von 1995 ist es selig eingeschlummert.

Wir haben daraus geschlossen, dass je lauter der Motor innen zu hören ist, desto wichtiger ist uns, dass das Baby hinten sitzen kann.

Baby liegt auf der Sitzbank eines Wohnmobils

Wie schläft unser Baby im Wohnmobil?

Zuhause schlafen wir aktuell in einem großen Familienbett. Auch für unterwegs wäre uns das am liebsten. Da die meisten in Wohnmobilen verbauten Festbetten jedoch nur 1,40 m breit sind, ist das für uns drei ein bisschen zu knapp. Deshalb benötigen wir zwei separate Schlafmöglichkeiten, die man im besten Fall nicht täglich umbauen muss. Viele Wohnmobile haben ein Alkoven oder ein Festbett im Heck in Kombination mit einer zusätzlichen Sitzbank oder Etagenbetten. Natürlich ist meistens auch die Sitzecke umwandelbar in ein zusätzliches Bett, doch da wir nicht auf einen Tisch verzichten möchten, wäre uns das tägliche Umbauen wahrscheinlich zu aufwendig.

Qualität des Aufbaus

Vielleicht sind wir ein bisschen verwöhnt von der Premium-Qualität unseres 30 Jahre alten Hymermobils, doch es ist uns schon wichtig, dass der Wohnbereich nicht nur schön, sondern auch robust ist. Dadurch fallen für uns tatsächlich viele neuere Wohnmobile („neuer“ bedeutet für uns ab 1995) raus, da dort – zumindest in unserer Preisklasse – viel Plastik verbaut ist. Wir haben uns einen 20 Jahre alten James Cook angeschaut, bei dem die Plastikteile bereits sehr porös waren und somit für ein immer aktiver werdendes Baby nicht geeignet sind.

In einem selbstausgebauten Bus, den wir besichtigt haben, wurde vorne eine Doppelsitzbank nachgerüstet, die groß genug für die Babyschale war. Der Ausbau war ordentlich gemacht – wir würden es bestimmt nicht besser hinbekommen – doch so richtig gepasst hat es trotzdem nicht. Die schmale Sitzbank war unbequem, die Staumöglichkeiten zu klein und wir hätten den Schrank in ein Bad umbauen müssen. Ausschlaggebend für unsere Absage waren aber der Rost, das hakende Getriebe und die fehlende Zuladung.

Ausreichend Zuladung

Irgendwie fühlt es sich spießig an, auf die Zuladung zu achten, sieht man doch so viele Wohnmobile auf den Straßen, deren Heck fast auf dem Boden schleift. Aber es geht uns nicht nur um mögliche Gewichtskontrollen. Wenn die Fahrzeugtechnik nur auf 3,5 t ausgelegt ist, dann vermuten wir, dass es Getriebe und Co. sicher nicht guttut, wenn deutlich mehr Gewicht herumgeschleppt wird. Und natürlich wirkt sich das Gewicht auch auf den Spritverbrauch aus, den wir gerne so niedrig wie möglich halten möchten. 

Übrigens ist es erschreckend, wie wenig Zuladung bei so manchen serienmäßigen Wohnmobilen eingeplant ist. Wir möchten nicht wieder unseren gesamten Hausstand einpacken, aber trotzdem kommt alleine mit Wasser und Lebensmittelvorräten einiges an Gewicht zusammen.

Rost und andere Schäden

Von einem eingedrückten Alkoven bis zu einem komplett verrosteten Heck haben wir in den letzten Wochen vieles gesehen. Inzwischen fragen wir bereits vor der Besichtigung, was der offensichtliche Mangel des Fahrzeugs ist – und werden trotzdem negativ überrascht. Der trockene Motor tropft, das einwandfreie Getriebe hakt, der dichte Aufbau hat einen Wasserschaden.

Wie viel ist uns ein Wohnmobil wert?

Auch der Preis spielt für uns natürlich eine Rolle. Bisher haben wir uns Wohnmobile zwischen 12.000 € und 22.000 € angeschaut. Je mehr wir uns ansehen, desto mehr sind wir dazu verleitet, unsere Preisgrenze immer weiter nach oben anzupassen. Dass man für einen 28 Jahre alten, stark verrosteten Camper 22.000 € aufruft und der Verkäufer sich sicher war, ihn für diesen Preis verkauft zu bekommen, spiegelt die Marktsituation ganz gut wider. Anscheinend bekommt man aktuell für 10.000 € alte Wohnmobile, die kaum noch fahrtauglich sind (und Ducatos, aber die schließen wir ja aus), für 20.000 € bekommt man die Mängel etwas besser versteckt und ab 30.000 € kann man hoffen, ein Wohnmobil ohne Mängel zu erwischen – das dann aber immer noch alt ist und jederzeit mit größeren Reparaturen gerechnet werden muss. Immer wieder fragen wir uns: Wie viel ist es uns wirklich wert, jetzt ein Wohnmobil zu besitzen? Sind wir bereit, für ein 30 Jahre altes Wohnmobil so viel Geld zu bezahlen, nur weil das eben der aktuelle Marktwert ist?

Das neue Wohnmobil für uns und das Baby

Dass der Wohnmobilmarkt aktuell schwierig ist, werden die meisten von euch wissen. Nicht nur sind die Preise ungefähr doppelt so hoch wie 2018, als wir unser letztes Wohnmobil kauften. Auch ist der Zustand vieler Camper super schlecht und viele Verkäufer*innen versuchen, Schäden zu vertuschen. Das sind zumindest unsere bisherigen Erfahrungen, wir lassen uns gerne noch vom Gegenteil überzeugen.

Doch wir sind uns sicher: Unser Wohnmobil wird schon noch auftauchen. Ein paar Monate haben wir noch Zeit, bis das Wetter hier wieder trister und unsere Reisesehnsucht größer wird. Bis dahin halten wir einfach die Augen offen.

Was meinst du, sind unsere Anforderungen zu hoch gesteckt? Was ist oder wäre dir wichtig beim Camping mit Baby?

4 Kommentare zu „Wohnmobil mit Baby: Das funktioniert für uns NICHT beim Camping“

  1. Was wichtig beim Camping mit Baby ist, hast du bereits genannt. Entscheidend ist den Kompromis
    zu finden, der für mich, für uns passt. Unser Wohnmobil Pössl for 2 ist nicht optimal, doch die Vorzüge
    überwiegen und das ist das Entscheidene. Es muss für mich passen und für keinen anderen.
    In diesem Sinne werdet ihr früher oder später etwas finden , was zu Euch passt.
    Schöne Grüße aus dem Norden

  2. Hey, uns ging es ähnlich. Warum schließt ihr Ducatos aus? Die Mororen sind auf mehrere 100.000km ausgelegt und es ist nicht unsonst sehr verbreitet als Basis.
    Wir haben nach über 6 monatiger Suche einen Hymer Swing aus 2002 für 22.400€ gefunden und sind nega happy!! Ich finde die Qualität auch viel hochwertiger als bei den neuen womos .
    Drück euch die Daumen!
    Liebe Grüße
    Claudia

    1. Hi Claudia,
      das mit den Ducatos ist bei uns so ein Ding. Wir hatten mit unserem letzten (von 1991 wohlgemerkt) so viele Probleme, dass wir einen neuen (bzw. neuen alten) wahrscheinlich nicht sorgenfrei genießen könnten… Natürlich wissen wir, dass die meisten Ducatos nicht so verflucht sind wie unserer es war 🙂 Ich wünsche euch ganz viel Freude mit eurem neuen Hymer!
      Liebe Grüße,
      Mari

  3. Hallo Mari, da kommt mit Baby eigentlich nur ein selbst ausgebauter Van in Frage. Denn kaum ein Mobil von der Stange hat z.B. 3 Sitzplätze vorne. Genauso bei den Betten. In Standard-KaWa*s gibt es eig. immer nur ein Festbett, meist als Querbett mit 130 bis 140 cm Breite. Die Selbstausgebauten haben ja oft geniale Auszugsbetten quer, die dann über eine davor befindliche Sitzgruppe gezogen werden. Da kommt man dann durchaus mal auf 160 cm Breite. Preislich dürfte ein technisch gutes Fahrzeug kaum unter 30.000 € zu bekommen sein.
    Mein Mann und ich haben einen Camper von der Stange, also Massen-Ausbau. Querbett mit 133 cm hinten. Standardgrundriss auf 5,40 m. Bj. 2018 auf Ducato. Bisher technisch problemlos. Wir fahren allerdings bisher nur in Deutschland und auch dort keine weiten Strecken.
    Wir reisen zu zweit mit Hund (Kinder schon erwachsen.)

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