Als relativ sicherheitsliebender Mensch war es mir wichtig, vor unserer Reise ausreichend gespart zu haben. Obwohl feststand, dass Fabi unterwegs weiter arbeiten würde und auch ich vorhatte, mir eine kleine Selbstständigkeit aufzubauen, wollte ich ausreichend Puffer haben. Denn ich wusste weder, wie leicht es sein würde, von unterwegs zu arbeiten, noch konnte ich einschätzen, wie teuer das Leben im Wohnmobil für uns sein würde.
Vor der Reise haben wir einige Vorkehrungen getroffen, um unsere Reisekasse zu füllen und mit einem guten Gefühl unsere Langzeitreise antreten zu können.
Inhalt
Besitz verkaufen
Ich habe bereits einen Beitrag veröffentlicht, in dem ich von den Verkäufen unseres Besitzes berichtet haben. Alle Erlöse haben wir natürlich für unsere Reise gespart. Indem wir uns von vielem getrennt haben und viel Energie in die Verkäufe gesteckt haben, haben wir uns eineinhalb Jahre Reisen finanziert.
Tägliche Ausgaben reduzieren
Die Entscheidung für die Reise war ein eher langsamer Prozess. Aber seitdem die Idee da war, fielen wir beide unterbewusst in ein Sparprogramm. Wir hatten gar kein Interesse mehr daran, neue Dinge anzuschaffen, weil wir ja sowieso bald alles loswerden würden. Als es mit dem Ausmisten und Planen dann so richtig los ging, hatten wir gar keine Zeit mehr dafür, anderen Aktivitäten nachzugehen. Kinobesuche oder ähnliches reizten uns gar nicht mehr, weil wir ja wussten, dass uns etwas erwartete, das uns viel mehr bedeutete.
Wir haben also nicht bewusst Ausgaben im Alltag gestrichen, aber unterbewusst schon weniger Geld ausgegeben. Ich denke, dass es allen so gehen wird, die ein konkretes Ziel im Blick haben. Man richtet automatisch sein Leben danach aus und dadurch finden sich Wege, um dieses Ziel zu erreichen.
Auf das Auto verzichten
Da sowieso feststand, dass wir unsere Autos verkaufen würden, haben wir schon relativ früh Inserate dafür eingestellt. Die Autos waren nach der Wohnung unser höchster Kostenfaktor im Alltag. Wir haben uns also gefragt, wie lange wir sie wirklich noch benötigen würden. Da wir unser Wohnmobil hatten, waren wir auf jeden Fall mobil. Und es ergaben sich noch weitere Möglichkeiten, um ohne Auto mobil zu bleiben.
Auf die Öffentlichen umsteigen
Fabi konnte recht leicht auf sein Auto verzichten, da er von zu Hause arbeitete und seine Familie, Freund*innen und Kund*innen auch leicht mit der S-Bahn erreichen konnte. Er hat sein Auto auch bereits 6 Monate vor unserer Reise verkaufen können. Danach ist er öfters mit Bus und Bahn gefahren und hat sich auch einige Male mein Auto ausleihen können. Da meine Arbeit mit den Öffentlichen nur sehr schwer zu erreichen war, hatte ich mich nach weiteren Möglichkeiten umgesehen.
Fahrgemeinschaften
Die meisten Pendler*innen sitzen alleine im Auto. Diese Tatsache kann man sich zunutze machen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes tun. Ich finde Fahrgemeinschaften eine tolle Sache, vor allem, wenn man sich die Fahrt mit Kolleg*innen teilen kann. Aber auch zum Beispiel bei BlaBlaCar gibt es viele Berufspendler*innen, die jeden Tag zur gleichen Uhrzeit Mitfahrgelegenheiten anbieten.
Auto leihen
Alternativ hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, mir von Verwandten ein Auto auszuleihen. Denn ganz ehrlich: Es findet sich im Bekanntenkreis doch immer jemand, der*die ein Auto hat, aber es eigentlich nicht braucht. Es erfordert natürlich viel Vertrauen und auch organisatorischen Aufwand, wenn man sich das Auto teilt, aber es ist wahrscheinlich einfacher als man es sich vorstellt.
Es gibt auch online mehrere Plattformen wie zum Beispiel Snappcar, auf denen Privatanbieter*innen ihre Autos vermieten. Das ist in erster Linie für einmalige Termine praktisch, aber vielleicht findet sich darüber auch jemand, der*die ein Auto regelmäßig verleihen kann.
Am Ende habe ich mir weder eine Fahrgemeinschaft noch einen Leihwagen organisieren müssen. Der Käufer hat mein Auto für seinen Sohn gekauft, der gerade noch dabei war, seinen Führerschein zu machen. Da der Sohn also noch nicht fahren durfte, hatte er es nicht eilig, das Auto zu bekommen. Wir haben den Übergabetermin ganz entspannt auf meinen ersten freien Tag legen können und ich konnte bis zu meinem letzten Arbeitstag mit meinem Auto zur Arbeit fahren.
Wohnräume untervermieten
Da wir unsere Wohnung komplett aufgelöst hatten, hatten wir immer mehr leere Zimmer, je näher die Reise rückte. Unsere Nachmieter hatten uns angeboten, die leeren Zimmer Stück für Stück anzumieten. Damit hatten sie den Vorteil, ihren Umzug auf mehrere Tage verteilen zu können, und wir hatten einen kleinen Zuschuss für unsere Reise.
Dafür, dass die Nachmieter ein Zimmer 4 Wochen und ein Zimmer eine Woche vor dem eigentlichen Einzugstermin mit ihren Möbeln füllen durften, haben sie uns 200 € gegeben. Platztechnisch war das für uns natürlich überhaupt kein Problem, da wir ohnehin schon in einer fast leeren Wohnung lebten. Allerdings war es organisatorisch dann schon ziemlich aufwendig, in unserem Vorbereitungsstress Termine für den Teil-Einzug zu finden. Rückblickend hätten wir da festere Absprachen treffen müssen.
Verträge loswerden
Damit wir zum Reisebeginn möglichst wenige Ausgaben hatten, haben wir auch darauf geachtet, mögliche Folgekosten zu vermeiden. Wir hatten noch nie viele Verträge, vor allem keine mit langer Laufzeit. Aber im Zusammenhang mit der Wohnung gab es dann doch ein paar Tücken.
Vor allem der Unitymedia-Vertrag hat uns einige Nerven und unzählige Minuten in der Warteschleife gekostet, bis wir eine Lösung gefunden hatten. Ich kann allen nur empfehlen, sich rechtzeitig seine Verträge anzuschauen, damit während der Reise keine Kosten für das heimische Internet oder Fitnessstudio anfallen.
Einnahmen erhöhen
Nicht nur durch Verkäufe haben wir vor dem Reisebeginn unsere Einnahmen deutlich steigern können. Ich habe bereits zu Hause ein kleines Projekt auf freiberuflicher Basis angenommen und konnte auch bei meiner letzten Gehaltsverhandlung nochmal einiges rausholen. Fabi hat in dem Jahr vor unserer Reise auch deutlich mehr gearbeitet als je zuvor und entsprechend mehr eingenommen. Seine Rechnung war relativ einfach: Alles, was er vor der Reise verdient, muss er nicht während der Reise verdienen.
Unsere Motivation zum Sparen
Vielleicht fällt uns als Schwaben das Sparen leichter als anderen. Viel wichtiger als unser Dialekt war aber, dass wir ein klares Ziel vor Augen hatten. Wir wollten diese Reise machen und hatten keine Zweifel daran. Mir fallen zwei Punkte ein, die uns enorm zum Sparen motiviert haben:
Haushaltsbuch führen
Wir führen beide schon seit mehreren Jahren ein Haushaltsbuch, um unsere Ausgaben kritisch zu betrachten. Wir haben ein Diagramm ergänzt, in dem wir unsere Sparsumme monatlich dokumentiert und als Diagramm abgebildet haben. Die über die Monate wachsende Kurve hat uns ungemein motiviert, weiter zu sparen.
Unser Wohnmobil
Wir haben jede Gelegenheit genutzt, um uns in unserem Wohnmobil aufzuhalten. Es parkte ungefähr 500 Meter von unserer Wohnung entfernt und wir sind die Strecke unzählige Male gegangen, um etwas umzubauen, auszumessen oder einfach nur, um dort Abend zu essen oder zu arbeiten. Und natürlich haben wir einige Wochenenden genutzt, um damit raus in die Natur zu fahren. Je mehr Zeit wir in unserem zukünftigen Zuhause verbrachten, desto konkreter wurden unsere Reiseträume.
Sparen kommt ganz automatisch
Rückblickend kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir bewusst gespart haben. Wir haben nicht einen Moment daran gezweifelt, ob wir uns die Reise leisten können. Zwar hatten wir auch vor unseren Reiseplänen bereits Ersparnisse, aber es war auch nie ein großes Thema, ob wir für unsere Reise an diese Ersparnisse ran müssen. Es hat sich einfach richtig angefühlt und das Geld floss in den Monaten vor unserer Reise gefühlt ganz automatisch zu uns. Ich glaube fest daran, dass wenn man ein großes Ziel verfolgt, sich die Wege dort hin öffnen – vielleicht manchmal etwas anders als erwartet.
Ich denke, dass es wichtig ist, sich hinsichtlich der Reisekasse nicht verrückt zu machen. Klar ist es wichtig, einen groben Plan zu haben, wie man die Reise finanzieren kann und auch einen Puffer für Unvorhergesehenes hat. Aber es schadet auch nicht, optimistisch zu sein und die Reise einfach auf sich zukommen zu lassen. So manches kommt dann ganz von allein.