Eine leere Altbauwohnung. An der Wand lehnt ein Besen.

Nachhaltig ausmisten: So haben wir unsere gesamte Wohnung aufgelöst

Als wir das Wohnmobil gekauft hatten, wohnten wir in einer 100-qm-Wohnung mit zusätzlich 20 qm Keller und einem Unterstand im Hof. Unsere größte Herausforderung während der Reisevorbereitungen war unser materieller Besitz und was wir damit machen werden. Was kann man in einem Wohnmobil gut gebrauchen? Wovon möchten wir uns nicht trennen? Und passt das überhaupt alles rein?

Für uns stand folgendes fest:

  1. Wir möchten so wenig wie möglich mitnehmen.
  2. Wir möchten so wenig wie möglich einlagern.
  3. Wir möchten so wenig wie möglich wegschmeißen.
  4. Wir möchten mit den Dingen, von denen wir uns trennen werden, unsere Reisekasse aufbessern.

Es folgt eine kleine Auflistung dessen, was wir alles losgeworden sind, wie wir es losgeworden sind und wie sich der Aufwand finanziell gelohnt hat.

Möbel loswerden

Wir waren erst ein paar Monate, bevor wir das Wohnmobil kauften, umgezogen und waren eigentlich noch dabei, uns einzurichten und die leeren Ecken zu füllen, damit es gemütlicher wurde und es endlich aufhörte zu hallen. Vintage Möbel waren und sind eine Art Hobby für uns. Wir hatten uns jahrelang ständig mit unserer Inneneinrichtung beschäftigt, Wände regelmäßig neu gestrichen, Möbel umgestellt und ausgetauscht. Wir liebten unsere Schätze, die wir alle mit viel Geduld über Jahre hinweg auf Flohmärkten und eBay Kleinanzeigen gefunden hatten. Jedes Stück hat einen besonderen Wert für uns und diesen wollten wir erhalten. Deshalb war es uns wichtig, unsere Möbel an Menschen weiterzugeben, die sich genauso darüber freuen würden wie wir.

In vier Zimmern kann sich ziemlich viel ansammeln

Möbel auf eBay Kleinanzeigen verkaufen

Als langjährige eBay-Kleinanzeigen-Experten dachten wir uns, dass es keine große Sache wäre, unsere Möbel wieder zu verkaufen. Wir erstellten im Kopf eine Rangliste, auf welche Teile wir bereits verzichten konnten und welche wir bis zum letzten Tag benötigen würden. Die letzten Tage befand sich in unserer Wohnung nur noch die Matratze aus dem Wohnmobil und ein paar Kisten. Als erstes mussten unsere hübschen kleinen Nierentische daran glauben, da sie wirklich keine große Funktion hatten und die Pflanzen auch auf dem Fußboden stehen konnten. Danach folgten langsam größere Tische, Sideboards, Bilder, Teppiche und Stehlampen.

Da wir insgesamt ein gutes dreiviertel Jahr Zeit hatten, war unsere Strategie, alle Teile schon möglichst früh zu einem eher hohen Preis einzustellen und dafür eventuell etwas länger zu warten, bis sich ein Käufer fand. Das hat sich im Großen und Ganzen total gelohnt und wir konnten die meisten Möbel, die wir nahezu ausschließlich Second Hand gekauft hatten, für den gleichen oder sogar einen höheren Preis weiterverkaufen.

Unser Topseller: Mit dem Verkauf dieser Lampe haben wir 230 € verdient.

Auf den ersten Blick klingt es ziemlich dreist, wenn wir erzählen, dass wir zum Beispiel eine gebrauchte Stehlampe für den 12,5-fachen Preis weiterverkauft haben. Aber lass mich erklären: Es war ein seltenes Modell aus den 60er Jahren, hochwertig verarbeitet und in einem top Zustand. Für die Vorbesitzerin hatte die Lampe einfach keinen Wert. Als wir sie abholten, war sie so froh, dass sie sich sogar selbst noch runtergehandelt hatte. Als wir die Lampe dann verkaufen wollten, fanden wir bei Kleinanzeigen vergleichbare Lampen für deutlich höhere Preise und dachten uns, wir probieren es einfach auch mal. Nach mehreren Wochen hatte sich dann eine Frau aus Hamburg gemeldet, die extra einen Bekannten bei uns vorbeigeschickt hatte, um die Lampe zu bekommen.

Mit dem Verkauf haben wir nicht nur einfach einen satten Gewinn eingefahren, wir haben den Wert eines Möbelstücks gesteigert. Die neue Besitzerin wird es viel mehr wertschätzen, viel pfleglicher behandeln und so bleibt es länger erhalten. Und theoretisch muss, solange diese Lampe erhalten bleibt, keine neue produziert werden.

Es waren bei unseren Verkäufen so viele schöne Geschichten dabei, wir haben tolle Menschen kennengelernt und wissen alle unsere Möbelstücke in guten Händen.

Das hier sind unsere Top-Verkäufe. Alles haben wir über eBay Kleinanzeigen gekauft, bzw. geschenkt bekommen, und verkauft.

Kaufpreis Verkaufspreis
Stehlampe20 €250 €
Highboard0 €180 €
Sideboard50 €150 €
Bauernkommode40 €150 €
Zwei Holzstühle 0 €50 €

Wir würden schätzen, dass bei unseren Möbelverkäufen über eBay Kleinanzeigen insgesamt um die 3.500 € zusammengekommen sind.

Möbel bei Ikea zurückgeben

Erinnerst du dich an das lebenslange Rückgaberecht bei Ikea? Wir fanden und finden diese Aktion total daneben, in unseren Augen ist es eindeutig, dass sie die Kunden dazu motiviert, unnötigen Krempel einzukaufen. Während sich die Rückgabe des vielen Kleinkrams, den niemand braucht, kaum lohnte, landeten vermutlich unzählige Möbel und Teile von Möbeln in der „Fundgrube“ und wahrscheinlich noch mehr in den Müllcontainern von Ikea. Die Möbel wurden natürlich nicht besonders pfleglich behandelt, immerhin nahm Ikea sie in jedem Zustand zurück. Ein Sammelsurium an abgenutzten Teilen, verschwendeten Ressourcen. Wir bewerten diese Aktion als eine ökologische Katastrophe – und trotzdem haben auch wir davon profitiert.

Wir geben es ungern zu, aber wir haben drei Teile bei Ikea zurückgeben können, die sich finanziell wirklich gelohnt haben: Unser Bett, unsere Matratze und unseren Bürostuhl hatten wir in dem entsprechend „richtigen“ Zeitraum gekauft und sogar die Schrift auf dem Kassenzettel war gerade noch genug vorhanden, um lesbar zu sein. Die Rückgabe hat uns 750 € eingebracht. Ja, an dem Geld klebt etwas Scham, aber es hat uns einen ganzen Monat Reisen finanziert.

Inzwischen hat Ikea zum Glück eingesehen, dass ein lebenslanges Rückgaberecht neben sich selbst auch der Umwelt schadet, und wieder strengere Rückgaberegelungen eingeführt.

Ob unsere Möbel nach der Rückgabe wohl noch verkauft wurden? Wir hoffen es!

Technik

Einer von uns beiden hatte einen leichten Hang zum Technik-Messie. In unserem Haushalt befanden sich ungefähr 10 Laptops, ein PC, mehrere Tablets, alle Generationen der iPhone-Familie, Monitore, ein Beamer, eine Kamera mit mehreren Objektiven, eine VR-Brille und nicht zuletzt eine große Kabelkiste. Natürlich war ein Teil davon Job-bedingt notwendig, aber auch dieser lies sich auf ein Minimum reduzieren. Bis auf zwei Laptops, zwei Smartphones und ein paar Datenträger kam alles weg. Auch hier war eBay unser bester Freund. Die Käufer unterschieden sich zwar sehr stark von unseren Möbel-Interessenten, es gab weniger Begeisterung und persönliche Geschichten, dafür mehr Feilschereien, mehr Unpünktlichkeit und mehr Dreistigkeit. Aber trotzdem sind wir irgendwie alles losgeworden und hatten damit fast 6.000 € mehr Cash für unsere Reise.

Autos, Roller und Fahrrad verkaufen

Wie sich herausstellte, hatten wir zwei sehr wertstabile Autos: Sowohl den Corsa also auch den Volvo-Oldtimer konnten wir gut verkaufen und wenn wir den Verkaufspreis der beiden Autos mit dem Kaufpreis unseres Wohnmobils gegenrechnen, haben wir ein Plus von über 4.000 € gemacht.

Wir hatten auch einen geerbten Roller im Hof stehen, den wir trotz fehlender Papiere für immerhin 300 € verkaufen konnten. Und auch für eins unserer drei Fahrräder haben wir noch 70 € bekommen.

Flohmärkte

Dreimal haben wir in Ludwigsburg einen Flohmarktstand gehabt. Im Gegensatz zu unseren Kleinanzeigen-Inseraten hieß hier unsere Strategie: Alles muss raus. Wir haben uns von den Verkäufen keine großen Gewinne versprochen, es war größtenteils Krempel, den wir einfach nur loswerden wollten und uns freuten, wenn es noch jemand gebrauchen konnte. Trotzdem verdienten wir an diesen drei Tagen harter Arbeit ungefähr 400 €.

Flohmarkt bei 30 Grad ohne Schatten

Verschenken

Dinge verschenkt haben wir am liebsten an Menschen, die wir kennen. Wie oben schon erwähnt, war es uns wichtig, dass unsere Dinge wirklich gebraucht und genutzt werden, und nicht nur in die nächste Tonne geworfen werden oder im Keller verstauben. Da meine Schwester zum Zeitpunkt unseres Auszugs gerade ihre erste eigene Wohnung bezog, nahm sie vor allem einige unserer Küchenutensilien dankbar an.

Wir haben außerdem die Eigenarten der Straße, in der wir wohnten, für uns genutzt: Alles, was man auf die Straße stellte, war innerhalb von kürzester Zeit verschwunden. Wir stellten also immer wieder ein paar Teile, die wir sonst nirgends loswerden konnten und auch nicht spenden wollten, vor die Hofeinfahrt, und es verschwand ausnahmslos alles. Das war zwar praktisch, uns aber nicht ganz geheuer. Wir wussten nicht, wer die Sachen einkassierte und was er oder sie damit machte. Wir hoffen einfach, dass sie gebraucht wurden.

Spenden

Am Ende hatten wir noch ungefähr eine Kofferraum-Ladung mit Kleidung, Textilien, Büchern und ein paar Küchen- und Deko-Kleinigkeiten übrig. Diese brachten wir zu einer Stiftung, von der wir wussten, dass sie die Spenden in ihrem Laden verkaufen würden.

Aufbewahren

Jeder von uns hat einen Umzugskarton mit Dingen, die wir aufheben, aber nicht mitnehmen wollten. Bei Fabi handelt es sich dabei ausschließlich um Dokumente, da er wegen seiner Selbstständigkeit einiges an Papierkram aufbewahren muss. Ich habe zusätzlich noch ein paar Klamotten bei meinen Eltern deponiert, die ich unterwegs ganz bestimmt nicht brauchen werde, wie zum Beispiel eine Daunenjacke oder ein Paar schicke Schuhe, die ich aber mag und davon ausgehe, dass ich sie wieder tragen möchte, sobald es sich anbietet.

Am Ende wartete die Freiheit

Es war für uns ein wahnsinnig prägender Prozess, den größten Teil unseres Besitzes loszuwerden. Das Gefühl, das in einem vorgeht, wenn man Stück für Stück seinen Ballast loswird und dann kurz vor der Schlüsselübergabe in einer leeren Wohnung steht, ist unbeschreiblich. Dass wir uns mit jedem einzelnen Gegenstand auseinandergesetzt haben, war eine schöne Gelegenheit, uns, ganz nach Marie Kondo, dafür zu bedanken und uns davon zu lösen. Natürlich gab es auch einige nervenzehrende Momente, aber für uns war es nie eine Option, einfach alles einzulagern oder bei der nächsten Deponie abzuladen. Unsere Mühe und Geduld hat sich letzten Endes ausgezahlt.

Das Loswerden hat uns auf zwei Weisen frei gemacht. Erstens hat es unseren Kopf frei gemacht, wir haben außer unserem Wohnmobil nichts, worum wir uns kümmern oder wofür wir Verantwortung übernehmen müssen. Und es hat uns auch für einen langen Zeitraum finanziell frei gemacht. Alles, was wir durch die Wohnungsauflösung eingenommen haben, haben wir zurückgelegt. Auf unserer Reise benötigen wir ungefähr 1200 € pro Monat, somit finanzieren alleine die 15.000 €, die wir ungefähr eingenommen haben, ein ganzes Jahr lang unsere Reise.

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