Die Verhütung mit der Gynefix Kupferkette ist keine neue Erfindung. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass noch zu wenig darüber gesprochen wird. Als ich mir die Kupferkette vor fünfeinhalb Jahren einsetzen lies, war die Informationslage noch recht dünn. Persönliche Erfahrungsberichte fand ich nur selten. Deswegen steuere ich hiermit meinen Teil bei, damit diese hormonfreie Verhütungsmethode noch ein bisschen bekannter wird. Ich teile meine Erfahrungen und warum ich mich nach fünf Jahren nicht erneut dafür entschieden habe.
In diesem Artikel möchte ich weder für die hormonfreie Verhütung noch für ein medizinisches Produkt noch für das Unternehmen Gynefix werben. Ich teile einfach nur meine Erfahrungen der letzten sechs Jahre.
Inhalt
Hormonfreie Verhütung als Alternative zur Anti-Baby-Pille
Die in Deutschland am weitesten verbreiteten Verhütungsmethoden sind die Anti-Baby-Pille und das Kondom. Jede dieser Methoden hat ihre Vorteile – sonst wären sie ja nicht so verbreitet. Doch beide haben auch Nachteile und sind deswegen nicht für jeden menstruierenden Menschen das Richtige. Es gibt einige alternative Verhütungsmethoden, die nur weil sie nicht so verbreitet sind, nicht automatisch weniger sicher sind. Man muss sich also zum Glück nicht zwischen einer der beiden Verhütungs-Bestseller entscheiden, sondern hat noch mehr Möglichkeiten.
Ich habe lange Zeit die Anti-Baby-Pille genommen. Nachdem ich aber über mehrere Jahre immer wieder Bauchschmerzen mit undefinierbarer Ursache hatte, habe ich mich mal etwas genauer damit beschäftigt, was die Pille mit meinem Körper eigentlich macht. Für mich persönlich stand daraufhin ziemlich schnell fest, dass ich in Zukunft hormonfrei verhüten wollte. Und so bin ich auf die Kupferkette gestoßen.
Wirkung der Kupferkette
Die Kupferkette wird meines Wissens nach ausschließlich von dem Hersteller Gynefix verkauft. Sie besteht aus einem einfachen Nylonfaden, auf den vier Kupferelemente gefädelt sind. Im Gegensatz zur Kupferspirale ist sie sehr flexibel und passt sich der Form der Gebärmutter leichter an. Sie wird deswegen vor allem jungen menstruierenden Menschen empfohlen, die noch keine Kinder zur Welt gebracht haben.
Durch die Kupferabgabe hat die Gynefix eine verhütende Wirkung. Sie wird als sehr sicher eingestuft. Der niedrige Pearl-Index von 0,1 – 0,5 wird vor allem deswegen erreicht, weil Anwendungsfehler ausgeschlossen sind. Das Kupfer verhindert in der Gebärmutter einerseits die Befruchtung bzw. Einnistung des Eis, andererseits schränkt es die Bewegung von Spermien ein.
Die Kupferkette bleibt fünf Jahre im Körper, danach wird empfohlen, sie auszutauschen, da die Wirkung nachlassen könnte.
Qualifizierte Gynäkolog*innen für die Gynefix Kupferkette
Um die Kupferkette einsetzen zu können, müssen Gynäkolog*innen entsprechend geschult werden. Die Kupferkette kann deswegen nicht in jeder Praxis eingesetzt werden. Als ich meine Frauenärztin darauf ansprach, hat sie mir sehr deutlich davon abgeraten. Ich kann aber nicht beurteilen, ob sie das getan hat, weil sie selbst nicht dafür ausgebildet war, sich noch nicht damit auseinandergesetzt hatte oder wirklich nicht davon überzeugt war. Gründe gegen die Kupferkette konnte sie mir nicht nennen. Ich sollte bei der Pille bleiben, das sei das Beste – auch dafür hatte sie keine weiteren Argumente.
Ich habe mir daraufhin eine neue Praxis gesucht, die die Gynefix Kupferketten einsetzen kann. Der Hersteller Gynefix listet alle qualifizierten Gynäkolog*innen auf seiner Website auf: Gynefix Ärztefinder
Einsetzen der Kupferkette
Bei meinem ersten Termin hat mich meine neue Gynäkologin über die Kupferkette informiert. Sie hat mich auch untersucht und mir daraufhin einen Termin zum Einsetzen gegeben. Die Kupferkette soll am ersten Tag der Periode eingesetzt werden, da zu diesem Zeitpunkt der Muttermund am weitesten geöffnet ist. Das vereinfacht das Einsetzen.
Die Kupferkette wird mit einem Anker im Muskel der Gebärmutter fixiert. Das klingt fies und war auch echt unangenehm. Aber mehr eben auch nicht. Der Eingriff dauerte keine drei Minuten.
Zuerst hat die Gynäkologin die Länge meiner Gebärmutter gemessen, damit sie wusste, wie tief sie die Kette verankern musste. Danach hat sie die Kette mit einer Art „Schuss“ eingesetzt. Sowohl das Messen als auch das Einsetzen war je ein kurzer Pieks. Es hat nicht wirklich weh getan, ich hatte mich nur erschrocken, weil ich an der hinteren Wand meiner Gebärmutter davor noch nie etwas gespürt hatte.
In den Stunden nach dem Einsetzen habe ich schon gemerkt, dass mein Körper sich mit dem neuen Fremdkörper erst mal anfreunden musste. Da die Kupferkette ja am ersten Tag der Periode eingesetzt wurde, waren weder Blutung noch Bauchkrämpfe stärker als sonst.
In den Monaten nach dem Einsetzen der Kupferkette hatte ich lange Zeit keine und dann sehr unregelmäßige Blutungen. Ich schiebe das aber eher auf das Absetzen der Pille als auf die Kupferkette.
Jährliche Kontrolle
Einmal im Jahr hat meine Gynäkologin den Sitz der Kette per Ultraschall kontrolliert. Zusätzlich konnte ich auch selbst überprüfen, ob die Kette noch da ist, indem ich nach dem Rückholfaden tastete.
Entfernen der Kupferkette
Da wir uns fünf Jahre nach dem Einsetzen meiner Kupferkette gerade in Griechenland befanden, habe ich die Kette nicht „pünktlich“ entfernen lassen können. Ich hatte meiner Gynäkologin im Vorfeld gefragt, ob ich den Termin zum Entfernen etwas nach hinten verschieben könnte, und sie meinte: „Der Hersteller empfiehlt, sie nach fünf Jahren auszutauschen. Aber die Wirkung verschwindet ja nicht von heute auf morgen.“
Ich habe mich also recht sicher gefühlt, obwohl ich sie fünf Monate länger trug als empfohlen. Das Entfernen selbst ging noch schneller als das Einsetzen. Ich sollte husten und in diesem Moment hat die Ärztin sie gezogen. Ich habe davon nichts gespürt. In den folgenden Tagen hatte ich jedoch starke Bauchschmerzen und Kreislaufprobleme, die aber bald verschwanden.
Kosten für die Kupferkette
Da ich vor fünf Jahren noch studierte, war der Kostenfaktor für mich nicht ganz unwichtig. Das Einsetzen der Kupferkette hat mich genau 300 € gekostet. Dazu kamen einmal jährlich 18 € für den Ultraschall, bei dem meine Gynäkologin den Sitz der Kette überprüfe. Das Entfernen hat 24 € gekostet. Die Kosten werden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Ich hatte das damals mit den Kosten für die Pille gegengerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass sich die Kosten nach knapp vier Jahren gedeckt haben. Da die Kupferkette fünf Jahre lang eingesetzt bleibt, ist sie auf lange Sicht deutlich günstiger als die Anti-Baby-Pille.
Zero Waste Verhütung
Ein weiterer Grund, der in meine Entscheidung für die Kupferkette einfloss, war der Verpackungsmüll. Die Verhütung mit der Anti-Baby-Pille oder dem Kondom produziert in fünf Jahren einiges an Müll. Bei der Kupferkette beschränkt sich dieser auf eine einzige Verpackung und ein paar Handschuhe, die meine Gynäkologin beim Einsetzen und Entfernen trug. Auch für die Kette selbst sind vergleichsweise wenige Ressourcen notwendig.
Meine Erfahrungen zur Verhütung mit der Gynefix Kupferkette
Ich bin sehr glücklich, mich für die Kupferkette entschieden zu haben. Nachdem ich mich einmal informiert hatte, war alles andere sehr unkompliziert. Das Einsetzen ging schnell und ich musste mir danach für fünfeinhalb Jahre keine Gedanken über meine Verhütung machen. Das war vor allem auf unserer Reise extrem praktisch, da wir uns nicht darum kümmern mussten, wo wir unterwegs ein Rezept für die Pille herbekommen. Die Bauchschmerzen, wegen denen ich die Pille abgesetzt hatte, waren verschwunden. Ich habe die Kupferkette zwar ab und zu mal gespürt, hatte generell aber keine Probleme damit.
Trotzdem fühlte es sich, je länger ich sie trug, immer weniger gut für mich an, einen Fremdkörper in mir zu haben. Ich hatte das bei meiner Recherche immer wieder als Nachteil gelesen, aber nicht wirklich nachempfinden können. Doch in den letzten Monaten wurde mein Wunsch immer stärker, dass ich da nicht mehr in meiner Gebärmutter hängen haben wollte. Ich habe mir aus diesem Grund – vorerst – keine neue Kupferkette einsetzen lassen.
Hallo,
Danke für das Teilen deiner Erfahrungen.
Mir stellt sich nun- nach lesen der letzten Zeilen- die Frage; welche verhütungsmethode nimmst du denn dann, wenn du weder die Pille bzw. Was harmonisches, noch einen Fremdkörper in dir haben möchtest. Es gibt ja leider dann kaum bzw. Keine Alternativen mehr, außer Kondom, oder?
Ich bin dankbar für deine Antwort weil diese Frage „was nehme ich als Alternative zur Pille“ lässt mich langsam echt verzweifeln!