Schweden ist ein fantastisches Land, um es mit dem Wohnmobil zu erkunden. Die Natur ist wunderbar und es gibt vor allem viele Möglichkeiten, diese zu entdecken. Das mindeste, was wir hier tun möchten, ist unseren ökologischen Fußabdruck so klein zu halten, wie das beim Reisen mit dem Wohnmobil eben möglich ist. Hier also ein paar Tipps und Gedanken von mir zum nachhaltigen Reisealltag in Schweden:
Inhalt
Freistehen in der schwedischen Natur
Da die Natur in Schweden sehr gut erschlossen ist, gibt es zahlreiche Orte, an denen man mit dem Wohnmobil freistehen kann. Viele Wohnmobil-Reisende nehmen an, dass sie wegen des in Schweden herrschende „Jedermannsrecht“ überall übernachten dürfen. Das stimmt ja nicht ganz, da sich dieses Recht nur auf Zelte bezieht. Allerdings scheint Schweden hier sehr tolerant zu sein. Trotzdem haben wir den Eindruck, dass Schwed*innen lieber auf einen der zahlreichen Campingplätze fahren anstatt freizustehen.
Egal wo übernachtet wird und egal ob mit Zelt oder Wohnmobil, es sollte selbstverständlich sein, darauf zu achten, die Natur zu schützen. Das bedeutet, Übernachtungsplätze immer so zu hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat. Konkret heißt das zum Beispiel:
- Fahre mit deinem Wohnmobil nicht in Waldwege, für die dein Fahrzeug zu groß ist,
- übernachte nicht in Sichtweite von Häusern,
- beschädige keine Pflanzen,
- störe keine Tiere,
- sei vorsichtig mit Feuer,
- nimm deinen Müll wieder mit.
Wer mit der Natur und den Anwohner*innen respektvoll umgeht, sollte beim Freistehen in Schweden keine Probleme haben. Schöne Plätze gibt es eigentlich überall. Wir suchen am liebsten nach kleinen Parkplätzen an Seen oder Wendeplatten im Wald.
Lese-Tipp: Tricks fürs Freistehen: Wie du den perfekten Vanlife Spot findest und wie er so perfekt bleibt
Nachhaltige Lebensmittel einkaufen in Schweden
Für unseren Lebensmitteleinkauf beachten wir vier Kriterien: Bio, lokal, vegan und unverpackt. Schauen wir uns mal der Reihe nach an, wie gut das in Schweden funktioniert:
Bio-Lebensmittel
In Schweden gibt es in den konventionellen Supermärkten sehr viele Bio-Lebensmittel. Ich würde sagen, dass wir mindestens 80 % unserer Lebensmittel in Bio-Qualität einkaufen können.
Veganes Angebot
Es gibt eine sehr gute Auswahl an veganen Alternativen. Milchalternativen werden häufig mit lokalem Hafer hergestellt. Vegane Milch, Sahne, Joghurt, Käse und Eis findet man in jedem Supermarkt. Auch Tofu haben wir bisher immer gefunden, wenn auch die Auswahl nicht so groß wie in Deutschland ist. Darüber hinaus gibt es auch einige vegane Fleischalternativen, darunter natürlich auch vegane Köttbullar („Vegobullar“). Uns ist aufgefallen, dass einige Fleischalternativen, die auf den ersten Blick vegan erscheinen, Ei enthalten. Wenn du dir die Zutatenliste anschaust, solltest du folgende Vokabeln kennen:
Deutsch | Schwedisch |
---|---|
vegan | vegansk |
Ei | ägg |
Eiweiß | äggvita |
Milch | mjölk |
Gelatine | gelatin |
Vegan und Bio einzukaufen ist in Schweden überhaupt kein Problem. Schwieriger wird es, wenn man lokale und unverpackte Produkte finden möchte.
Lokale Lebensmittel
Aufgrund des schwedischen Klimas ist der Obst- und Gemüseanbau hier sehr eingeschränkt und natürlich nicht mit der üppigen Auswahl in Südeuropa zu vergleichen. Südschweden ist geprägt von weiten Feldern. Hier wird vor allem Getreide angebaut. Darüberhinaus gibt es lokales Wurzelgemüse wie Karotten, Rote Bete, Pastinaken und Kartoffeln und Tomaten aus Gewächshäusern. Noch ein bisschen Salat, Kohl und natürlich Beeren, aber das war es dann auch schon mit der lokalen Auswahl. Alles andere wird aus wärmeren Ländern importiert.
Unverpackt einkaufen
Die langen Transportwege von frischem Obst und Gemüse sind wahrscheinlich Schuld daran, dass beim Einkauf extrem viel Verpackungsmüll anfällt. Nahezu alles ist in Plastik verpackt. So bleiben die Lebensmittel zwar auf ihrer weiten Reise nach Schweden länger frisch, sorgen aber auch dafür, dass unser Mülleimer extrem schnell voll wird. Auch trockene Lebensmittel haben wir noch nicht unverpackt gefunden. Da es hier kaum Bäcker gibt, ist es sogar schwer, Brot ohne Verpackung zu bekommen.
Lese-Tipp: Lebensmittelverschwendung vermeiden: Die richtige Lagerung im Camper
Wasser auffüllen und entsorgen
In Schweden gibt es keine Versorgungsstationen für Wohnmobile. Wer nicht regelmäßig auf Campingplätzen übernachtet, kann sein Wasser oft an Tankstellen auffüllen. Auch auf Campingplätzen durften wir bereits unser Wasser füllen, auch wenn wir nicht dort übernachtet haben.
Wir filtern unser Wasser mit dem nachhaltigen Trinkwasserfilter von Riva*. So haben wir auch bei unklaren Wasserquellen sicheres Trinkwasser. Alle Infos rund ums Thema Wasserfilter habe ich hier zusammengefasst: Trinkwasser im Wohnmobil
Das Abwasser kann man außer auf Campingplätzen teilweise an Tankstellen entsorgen. Allerdings ist das natürlich nicht vorgesehen und entsprechend unklar, ob das Grauwasser korrekt aufbereitet wird. Wir fahren nicht für jede Entsorgung extra auf einen Campingplatz. Stattdessen verwenden wir nur sparsam, biologisch abbaubare Seife und lassen es in kleinen Mengen ab. Das ist definitiv nicht der beste Weg, ich möchte das hier trotzdem transparent teilen.
Über biologisch abbaubare Seifen kursieren leider einige Falschinformationen, die ich in diesem Artikel versucht habe aufzuräumen: Biologisch abbaubare Seifen: umweltfreundlich oder nicht
Nachhaltige Körperpflege beim Freistehen in Schweden
Die vielen Seen in Schweden machen eine Dusche überflüssig. Die nächste Bademöglichkeit ist nie weit entfernt und die Wasserqualität meistens sehr gut. Es ist aber sehr wichtig, in natürlichen Gewässern keine Seife, Shampoo, Duschgel oder anderes zu verwenden. Auch biologisch abbaubare Produkte dürfen nur mit einem Mindestabstand von 60, besser 100 Metern vom nächsten Gewässer angewandt werden. Alle Infos dazu gibt es in meinem bereits erwähnten Artikel über Biologisch abbaubare Seifen.
Gleiches gilt übrigens auch für Sonnencreme. Konventionelle Sonnencreme ist nicht nur bedenklich für unseren eigenen Körper, sondern auch für die Natur. Deshalb bitte nur mineralische Sonnencreme verwenden und erst nach dem Baden eincremen.
Lese-Tipp: Nachhaltige Sonnencreme: Sonnenschutz, Gesundheitsrisiko oder Umweltkatastrophe?
Umweltfreundliche Toilettenlösungen in Schweden
Wie bereits erwähnt, gibt es in Schweden keine Versorgungsstationen. Entsprechend kann man Chemietoiletten auch ausschließlich auf Campingplätzen entsorgen. Einmal mehr sind wir froh über unsere Trockentrenntoilette*, die wir bereits seit über zwei Jahren durchgehend nutzen.
Lese-Tipp: Trockentrenntoilette im Wohnmobil: Ein Muss für nachhaltiges Vanlife
In Schweden gibt es übrigens sehr viele öffentliche Toiletten. An Badestellen und Wanderparkplätzen findet sich meistens ein Toilettenhäuschen. Es handelt sich dabei um einfache Plumsklos, die ihren Zweck aber erfüllen. Wer keine Toilette im Wohnmobil hat, muss sein Geschäft nicht in der Natur verrichten. Die Plumsklos sind nicht nur bequemer, sondern auch umweltfreundlicher. Mehr Infos dazu, wieso wir nicht bedenkenlos die Natur als Toilette verwenden sollten, findest du hier.
Müllentsorgung und Recycling in Schweden
Wie in den meisten Ländern Europas gibt es auch in Schweden öffentlich zugängliche Recycling-Stationen. Diese findet man in fast jedem Ort. Man muss nur die Augen danach offenhalten oder bei Google Maps nach „FTI Station“ suchen. An diesem Stationen kann man Plastik, Glas, Papier und Metall trennen. Auch für Batterien gibt es dort immer einen Behälter.
Restmülltonnen gibt es an vielen Rastplätzen, Wanderparkplätzen und Badestellen.
Wäsche waschen in Schweden
Wie auch für die Wasserversorgung ist fürs Wäschewaschen ein Campingplatz die beste Anlaufstelle. Tatsächlich haben wir in Schweden noch nie einen Waschsalon gesehen, auch Reinigungen oder Wäscheservices sind uns hier noch nicht aufgefallen.
Wenn Waschmaschinen nicht ständig verfügbar sind, sorgt das automatisch dafür, dass man besser auf die eigene Kleidung aufpasst. Häufiges Lüften und Flecken direkt zu entfernen, zögert die nächste Wäsche um einige Tage hinaus. Während man das ein oder andere Shirt vielleicht mal (ohne Seife!) im See auswaschen kann, kommt man langfristig nicht um einen Besuch auf dem Campingplatz herum.
Wir haben bereits zweimal auf einem schwedischen Campingplatz unsere Wäsche gewaschen. Während das auf dem ersten Platz ziemlich chaotisch ablief, war es beim zweiten Mal richtig gut organisiert. Wir konnten an der Rezeption einen Slot für den Wäscheraum buchen. Für drei Stunden gehörte dann der gesamte Waschraum inklusive Waschmaschine, Trockner und Bügeleisen uns alleine.
Lese-Tipp: Wäsche waschen unterwegs
Second Hand Shopping in Schweden
Wer in Schweden gerne shoppen gehen möchte, darf sich auf keinen Fall die Second-Hand-Läden entgehen lassen. Dort gibt es alles von Antik- bis Neuware, Kleidung, Möbel, Deko-Artikel, Werkzeug, Küchenausstattung und Freizeitequipment. Was auch immer du suchst, du wirst es mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem der zahlreichen Second-Hand-Läden finden.
Lese-Tipp: Second Hand Shopping in Schweden
Die schwedische Natur erleben
Die Natur in Schweden ist nicht nur wunderschön, sondern auch zugänglich. Es gibt Nationalparks und Naturreservate mit gut gepflegten Wanderwegen, die einen mitten in die einzigartige Landschaft führen. An vielen Seen findet man einen angelegten „Badplats“ mit Steg, Feuerstelle, Sitzgelegenheiten, Umkleidekabinen, Toiletten und Mülleimern. Liebevoll gestaltete Schutzhütten bieten Unterschlupf und oft auch reichlich Feuerholz für ein gemütliches Lagerfeuer an kühlen Abenden. Das alles darf man kostenlos nutzen.
Schweden macht es einem leicht, die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Wer hier eintaucht, erfährt Nachhaltigkeit ganz konkret. Wenn wir nur so viel nehmen, wie wir brauchen, dann ist genug für alle da. Wir können uns an Blaubeeren, Feuerholz und sauberen Toilettenhäuschen erfreuen, solange jeder respektvoll und nachhaltig damit umgeht.
9 Tipps für nachhaltiges Reisen in Schweden
- Sei beim Freistehen respektvoll gegenüber Natur und Mitmenschen.
- Kaufe lokale und vegane Lebensmittel ein.
- Entsorge dein Abwasser nicht in der Nähe von Gewässern.
- Wasche dich in Seen – aber ausschließlich ohne Seife.
- Benutze eine Trockentrenntoilette oder die öffentlichen Plumsklos.
- Recycle deinen Müll an den FTI Stationen.
- Lüfte deine Kleidung häufiger und wasche sie bei Bedarf auf einem Campingplatz.
- Kaufe in Second-Hand-Läden ein.
- Erlebe die schwedische Natur mit allen Sinnen.
* Bei den gekennzeichneten Links handelt es sich um Partner-Links. Wenn du über diese Links ein Produkt kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Wir nutzen die Produkte bereits seit Jahren und kennen die Unternehmen, die dahinterstehen. Ich freue mich, wenn sie auch deine Reise nachhaltiger machen.
Vielen Dank für einen gut geschriebenen, konkreten und informativen Text über das Reisen mit einem Wohnmobil in Schweden. Ich habe keine Erfahrung mit Wohnmobilen. Es fällt mir als Zelttourist dennoch nicht schwer, Ihrem Rat zuzustimmen, allerdings mit einer Ausnahme.
Ich habe keinen Platz für eine Trockentoilette, weder beim Autofahren noch beim Radfahren! Natürlich gibt es entlang der Hauptstraßen und auf vielen Parkplätzen „Plumsklos“. Aber in der Wildnis kann der Weg zwischen ihnen weit sein, und nicht immer sind sie der Ort, an dem man sein Zelt aufschlägt. Man kann davon ausgehen, dass heutige Wohnmobil-Touristen nicht in der Natur „auf die Toilette gehen“, aber meine Erfahrung ist, dass es auf Zeltreisen nicht vollständig praktiziert werden kann.
Ja, nicht so bequem. Du musst in die Hocke gehen. In älteren Jahren ist es manchmal etwas problematisch. Man hat keine Tür zum Schließen. Wenn sich alle in der gleichen Situation befinden, kann es egal sein, wenn jemand einen flüchtigen Blick auf etwas erhascht, das er nicht hätte sehen sollen. Es fühlt sich immer noch ein wenig peinlich an, obwohl es ganz normal ist.
Nun, letzten Sommer habe ich mit einer größeren Gruppe Senioren in Schweden eine einwöchige Radtour mit Zelten unternommen. Dann mussten wir es oft so machen, ohne näher darauf einzugehen. Ich denke aber, dass die Nachhaltigkeit gewährleistet wurde, indem man ein Loch für den Kot grub und das Papier im Müllsack mitnahm.
Peinliche Momente – ja. Bedrohung der Nachhaltigkeit – nein.
Bestes, Georg.