Haare waschen mit Roggenmehl? Ja, richtig gelesen. Die geniale Methode wird immer bekannter und immer mehr Menschen entscheiden sich dafür. Sei es, weil sie Plastik vermeiden oder weil sie Kopfhautirritationen in den Griff bekommen möchten. Mit Roggenmehl die Haare zu waschen ist nämlich nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll, sondern auch für unseren Körper. In diesem Artikel erfährst du, wieso Roggenmehl eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung in deinem Badezimmer sein könnte und wie gut sie sich für das Leben im Wohnmobil eignet.
Inhalt
Welche Shampoo-Alternativen gibt es?
Dass konventionelles Shampoo nicht gerade die beste Erfindung der Menschheit war, ist inzwischen weitestgehend bekannt. Sie enthalten Erdöl, Silikone, und viele weitere Inhaltsstoffe, die sowohl unserem Körper als auch der Umwelt schaden. Zum Glück gibt es inzwischen eine Vielzahl von nachhaltigeren Shampoo-Lösungen. Aber wieso ist gerade Roggenmehl die beste? Schauen wir uns mal einige Shampoo-Alternativen an:
Silikonfreies Shampoo
Silikone sind Kunststoffe. Sie werden in Shampoo als eine Art Versiegelung eingesetzt, um die Haare voluminöser wirken zu lassen. Die Haare können dadurch keine Pflege mehr enthalten und gehen hinter ihrer glänzenden Plastik-Fassade kaputt.
Silikone sind außerdem schwer biologisch abbaubar. Sie können in Kläranlagen nicht vollständig zersetzt werden und gelangen in die Natur. Die langfristigen Folgen sind noch unklar.
Silikonfreie Shampoos sind aus diesen Gründen deutlich besser für deine Haut und die Natur. Sie enthalten eventuell aber weiterhin eine Menge Inhaltsstoffe, die es nicht braucht und die ebenfalls schädlich wirken können.
Shampoo von Naturkosmetik-Hersteller*innen
Die gängigen Naturkosmetik-Siegel verbieten Silikone, Inhaltsstoffe auf Erdölbasis und PEG. Sie dürfen außerdem kein Mikroplastik enthalten. Die natürlichen Inhaltsstoffe pflegen Haut und Haare und sind leicht biologisch abbaubar.
Trotzdem haben auch Naturkosmetik-Shampoos eine lange Liste an Inhaltsstoffen und eine Verpackung, die in den meisten Fällen aus Plastik besteht. Außerdem können hochwertige Naturkosmetik-Shampoos ganz schön ins Geld gehen.
Festes Shampoo
Die grüne Revolution der Shampoo-Hersteller*innen? Überall gibt es inzwischen festes Shampoo, das als besonders nachhaltig gekennzeichnet ist. Fest steht aber: Festes Shampoo ist normales Shampoo ohne Wasser. Das hat den Vorteil, dass es in einer Verpackung aus Papier oder sogar komplett unverpackt verkauft werden kann. Plastik vermeiden ist immer gut. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich reduzierte Größe und Gewicht positiv auf den Transport auswirken.
Die Eigenschaft „fest“ sagt aber leider nicht viel über die Inhaltsstoffe des Shampoos aus. Eben nur, dass der Wasseranteil reduziert wurde. Aus diesem Grund muss es auch keine Konservierungsstoffe enthalten Da es sich bei den Anbieter*innen von festen Seifen aber fast ausschließlich um zertifizierte Naturkosmetik handelt, ist festes Shampoo eine ziemlich gute Sache.
Haarseifen
Festes Shampoo wird gerne mit Haarseifen durcheinander gebracht, die zwar ähnlich aussehen, aber etwas ganz Anderes sind. Während Shampoo auf Tensiden basiert, bestehen Haarseifen, wie auch alle anderen Seifen, aus verseiften Ölen oder Fetten.
Aus genau diesem Grund ist der Umstieg auf Haarseife auch etwas knifflig. Es ist eben etwas anderes. Manche Menschen kommen sofort damit zurecht, andere müssen sich durch verschiedene Seifen mit unterschiedlichen Überfettungen durchtesten.
Seifen sind leichter biologisch abbaubar als Tenside, obwohl auch bei letzteren die biologische Abbaubarkeit durch die Detergenzienverordnung vorgeschrieben ist.
Die magischen Eigenschaften von Roggenmehl für deine Haare
Die genannten Alternativen klingen doch gar nicht schlecht. Kann Roggenmehl das wirklich toppen?
Schauen wir uns Roggenmehl mal genauer an: Roggenmehl enthält nur eine einzige Zutat, nämlich Roggen. Dieser wird in Deutschland angebaut, hat dadurch kurze Transportwege und ist sehr günstig. Die Verarbeitung beschränkt sich auf das Mahlen. Er wird in Papiertüten oder unverpackt verkauft. Diese tolle Ökobilanz können andere Shampoo-Alternativen nicht schlagen.
Aber muss man sich nur deswegen jetzt Mehl auf den Kopf klatschen? Natürlich springt auch für dich und deinen Kopf was dabei heraus: Roggenmehl bindet nämlich das Sebum. Sebum entsteht durch die Talgdrüsen auf der Kopfhaut und hat die Aufgabe, unsere Haare zu pflegen und zu schützen. Zu viel Sebum lässt unsere Haare jedoch fettig aussehen und das ist der Grund, wieso wir Haare regelmäßig waschen möchten.
Roggenmehl bindet Sebum auf sehr sanfte Art. Das bedeutet: Das Sebum wird mit Roggenmehl nicht komplett entfernt, sondern nur so weit, dass unsere Haare eben nicht fettig aussehen. Unsere Haare werden mit Roggen nicht „quietschsauber“, aber das sollen sie auch nicht sein. Sie sind so sauber, dass sie gut aussehen, neutral riechen und trotzdem durch das restliche Sebum gepflegt und geschützt sind.
Der pH-Wert von Roggen entspricht dem unserer Kopfhaut. Das sorgt dafür, dass beim Haarewaschen alles im Gleichgewicht bleibt und sich die Haare anschließend schön weich anfühlen. Durch die sanfte Reinigung wird die Talgproduktion verlangsamt, sodass man langfristig viel seltener Haare waschen muss.
Haare waschen mit Roggenmehl: So geht’s
Die Vorbereitung
Ob das Haarewaschen mit Roggenmehl bei dir funktioniert, hängt ein bisschen davon ab, wie du deine Haare bisher gewaschen hast. Wenn du bisher silikonhaltige Shampoos verwendest, dann muss zuerst mal die Silikon-Versiegelung von deinem Kopf runter. Das schafft die milde Waschkraft des Roggens nicht. Du kannst entweder für einige Zeit ein Naturkosmetik-Shampoo nutzen oder deine Haare mit Natron vom Silikon befreien. Wenn du das nicht tust, wirst du mit dem Ergebnis deiner Roggenmehl-Wäsche wahrscheinlich enttäuscht sein.
Wenn du bereits milde Shampoos oder andere Alternativen nutzt, kannst du Roggenmehl ohne weitere Vorbereitungsmaßnahmen anwenden.
Das Rezept
Es gibt online diverse Rezepte für die Herstellung der Roggenmehl-Pampe zum Haarewaschen. Manche kommen mit feinem, andere mit grobem Mehl besser zurecht. Manche mischen viel, andere wenig Wasser dazu. Manche verwenden den angerührten Brei sofort, andere lassen ihn eine Weile stehen. Da musst du dich einfach herantasten!
Ich mische ungefähr zwei Esslöffel feines Mehl mit so viel Wasser, damit es eine Shampoo-ähnliche Konsistenz bekommt und verwende es sofort.
Die Anwendung
Gib den Roggenbrei auf deine nassen Haare. Die Masse musst du ein bisschen sorgsamer auf der Kopfhaut verteilen als Shampoo. Am besten funktioniert es, wenn du einzelne Haar-Partien Stück für Stück abtrennst und dazwischen die Masse einmassierst. Auf die gleiche Art spülst du dann auch alles wieder aus: Stück für Stück. So einfach!
Haare waschen mit Roggenmehl im Wohnmobil: Meine persönliche Erfahrung
Ich habe jahrelang meine Haare ausschließlich mit Roggenmehl gewaschen und war sehr zufrieden mit dieser natürlichen Methode. Seitdem wir im Wohnmobil leben, musste ich aber feststellen, das die Methode sich dafür nur bedingt eignet.
- Das Waschen mit Roggenmehl benötigt viel Wasser. Um die Mehlrückstände gründlich zu entfernen, benötigt man einiges an Wasser, dessen Vorräte im Wohnmobil begrenzt sind.
- Außerdem ist der Wasserdruck unserer kleinen Tauchpumpe zu gering, um die Mehlrückstände ausspülen zu können. Ein paar Rückstände sind nicht schlimm und können ausgeschüttelt werden, nachdem die Haare getrocknet sind. Aber der weiche Strahl aus unserem Duschkopf kommt gegen die Mehlklumpen leider absolut nicht an.
- Die Mehlpampe sollte nicht in den Abwassertank gelangen. Wer kennt‘s, wenn der Abwassertank nach faulen Eiern stinkt? Das passiert, wenn Essensreste und anderes, worin sich Bakterien wohlfühlen, im Abwasser landen. Auf den Roggenbrei trifft das leider auch zu. Deshalb würde ich meine Haare nicht in der Wohnmobil-Dusche mit Roggenmehl waschen.
Ich wasche meine Haare weiterhin gerne mit Roggenmehl. Allerdings ist es mit einigem an Aufwand verbunden. Voraussetzung ist, dass wir an einem bebadbaren Süßwasser-Gewässer stehen. Dort läuft es dann wie folgt ab:
- Schwimmen gehen, um die Haare nass zu machen.
- Roggenmehl-Pampe auf dem Kopf einmassieren.
- Mit einem Eimer Wasser aus dem Gewässer schöpfen und das Mehl ausspülen.
- Schritt 3 so lange wiederholen, bis das meiste Mehl ausgespült ist.
- Schwimmen gehen, um die letzten Reste zu entfernen.
Das macht natürlich nur dann Spaß, wenn es draußen warm ist und wir an einem einsamen Plätzchen stehen, an dem es keine irritierten Zuschauer gibt.
Meine Haarwasch-Routine auf Reisen
Roggenmehl ist für mich die beste Methode zum Haarewaschen – solange man eine reguläre Dusche zur Verfügung hat. Seit unserer Reise wasche ich mit Roggenmehl nur noch, wenn ich wirklich Zeit und Lust dafür habe oder wenn wir mal eine öffentliche Dusche finden. Ansonsten nutze ich ein festes Shampoo. Da ich meine Haare nur alle ein bis zwei Wochen waschen muss, hält das vermutlich noch ewig.
Seitdem wir im Balkan unterwegs sind, spielt die biologische Abbaubarkeit unserer verwendeten Produkte eine besonders große Rolle. Auch hier ist Roggenmehl unschlagbar. Haarseifen sind wie erwähnt leichter biologisch abbaubar als die Tenside aus festem Shampoo. Allerdings hat Haarseife wiederum den Nachteil, dass man, vor allem bei dicken Haaren, viel Wasser beim Ausspülen benötigt. Deswegen ist das feste Shampoo für mich persönlich aktuell ein akzeptabler Kompromiss.
Hast du deine Haare schon mal mit Roggenmehl gewaschen? Wenn nicht, dann probiere es doch einfach mal aus! Was hast du zu verlieren? Wenn du damit nicht warm wirst, kannst du es immer noch zum Backen verwenden oder weiterverschenken. Wenn du Fragen oder Anregungen zum Thema Haare waschen mit Roggenmehl hast, darfst du mir natürlich gerne eine Nachricht schreiben.