Gemüse und Lebensmittel lagern

Lebensmittelverschwendung vermeiden: Die richtige Lagerung im Camper

Warst du in diesem Sommer schon mit deinem Camper unterwegs? Bestimmt ist dir aufgefallen, dass bei steigenden Temperaturen die Lagerung von Lebensmitteln zu einer echten Herausforderung werden kann. Wie schafft man es, Obst und Gemüse frisch zu halten, wenn im Camper weit über 30 Grad herrschen? Die letzten eineinhalb Jahre haben wir aus unseren Fehlern lernen dürfen, wie es möglich ist, Lebensmittel auch ohne Kühlschrank nicht schlecht werden zu lassen und trotzdem immer frisch kochen zu können.

Die wichtigsten Tipps

  • Den Einkauf an die Reiseplanung anpassen
  • Gelegenheiten nutzen, um bio und unverpackt einzukaufen
  • Grundnahrungsmittel immer verfügbar haben
  • Pflanzliche Lebensmittel können leichter gelagert werden als tierische
  • Verarbeitete Lebensmittel mit hohem Öl- oder Zuckeranteil halten sich angebrochen länger als welche mit hohem Wassergehalt
  • Im Sommer den kühlsten Ort im Camper zur Lebensmittellagerung nutzen oder auf Verdunstungskälte zurückgreifen
  • Lebensmittel luftdicht aufbewahren, um sie vor Feuchtigkeit und Insekten zu schützen
  • Die Besonderheiten unterschiedlicher Obst- und Gemüsesorten bezüglich Temperatur, Feuchtigkeit und Verträglichkeit untereinander berücksichtigen
  • Leicht verderbliche Lebensmittel zuerst aufbrauchen
  • Nur so viel zubereiten, wie auch gegessen werden kann

Herausforderungen bei der mobilen Lebensmittellagerung

Die Lebensmittellagerung im Camper unterscheidet sich von der in einer Wohnung insofern, als dass viel weniger Platz zur Verfügung steht. Haltbare Lebensmittel können nicht so leicht in der letzten Ecke des Schrankes verschwinden, da man dort jeden Platz braucht. Auch für das Gewicht ist es eher nicht ratsam, viele Vorräte mit sich herumzufahren.

Gleichzeitig herrschen in einem Camper viel stärkere Temperaturschwankungen als in einer Wohnung und in den meisten Fällen ist der Kühlschrank deutlich kleiner, unterliegt den Temperaturschwankungen der Umgebung oder ist sogar überhaupt nicht vorhanden. Die Lebensmittel sind also stärker den herrschenden Temperaturen ausgesetzt und so manches davon verträgt weder Hitze noch Frost.

Unterwegs richtig einkaufen

Für uns ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Lebensmittellagerung ein auf uns und unsere Reise angepasstes Einkaufsverhalten. Das hängt ganz davon ab, wo wir gerade unterwegs sind und wie wir unseren Alltag gestalten.

Wie oft einkaufen

Essen findet man in Europa glücklicherweise überall. Allein für das Überleben ist es also nicht notwendig, sich überhaupt mit Vorräten für mehr als einen Tag einzudecken. Allerdings geht es uns beim Reisen nicht ums Überleben, sondern vielmehr darum, eine schöne Zeit zu haben. Und da gehört ein gewisser Komfort schon dazu, damit wir uns nicht erst dann, wenn wir Hunger bekommen, auf Nahrungssuche begeben müssen.

Anstatt also täglich einzukaufen, planen wir immer ein paar Tage im Voraus. Ob das zwei oder bis zu sieben Tage sind, hängt ganz davon ab, wie wir gerade reisen. Meistens fahren wir alle paar Tage weiter und müssen entsprechend nur für diese Zeit Vorräte haben. Wenn wir aber planen, länger an einem Ort stehen zu wollen, der sich nicht in der Nähe einer Einkaufsmöglichkeit befinden, müssen wir auch entsprechend mehr Vorräte einplanen. Erfahrungsgemäß kommen wir bis zu einer Woche aus, diese Zeitspanne ist durch unseren Lagerplatz und die Haltbarkeit von frischem Obst und Gemüse bedingt. Und wenn das mal nicht reicht, haben wir meistens noch genug Zutaten, um mit haltbaren Lebensmitteln ein bis zwei weitere Tage zu überstehen.

Auf einen Essensplan verzichten wir meistens. Wir haben eine geteilte Notiz auf unseren Smartphones, auf der wir Gerichte, auf die wir Lust haben, sammeln. In dieser Notiz befindet sich auch unsere Einkaufsliste. Diese umfasst aber eigentlich nur Grundnahrungsmittel, den Rest kaufen wir nach Lust und Laune ein. Sobald wir ein Grundnahrungsmittel aufgebraucht haben, schreiben wir es auf die Liste und checken diese beim nächsten Einkauf.

Zur Inspiration für dich und als Überblick für uns haben wir hier mal unsere Grundnahrungsmittel zusammengeschrieben, die wir eigentlich immer im Camper haben.

Unsere Grundnahrungsmittel

Lebensmittellagerung: frisches Obst und Gemüse im Camper
  • Nudeln
  • Reis, Quinoa, Couscous, Hirse oder ähnliches
  • Kichererbsen oder sonstige Hülsenfrüchte (aus Gas-Spargründen kaufen wir diese meistens bereits gekocht im Glas)
  • Passierte Tomaten
  • Mehl
  • Nüsse
  • Müsli
  • Trockenfrüchte (als Snack und für unseren Wasserkefir)
  • Zitronen (fürs Zitronenwasser und für unseren Wasserkefir)
  • Brotaufstriche
  • Salz und Gewürze
  • Essig und Öl
  • Tee und Kaffee

Wo einkaufen

Wir kaufen am liebsten bio und unverpackt ein. Da das leider nicht überall möglich ist, beziehen wir das gerne in unsere Planung ein. Wenn wir unterwegs einen Unverpackt-Laden finden, kaufen wir tendenziell mehr Vorräte ein, um Verpackungsmüll zu sparen.

Natürlich nutzen wir auch eventuelle Preisunterschiede. Bevor wir letzten Sommer für zwei Wochen nach Norwegen gefahren sind, haben wir uns in Deutschland mit relativ vielen Vorräten eingedeckt und haben in Norwegen dann eigentlich nur Frisches vor Ort eingekauft.

Wir haben außerdem die Erfahrung gemacht, dass es in manchen Ländern schwierig ist, bestimmte Lebensmittel zu bekommen. An sich ist das eine schöne Gelegenheit, um neue lokale Gerichte auszuprobieren und auf die bekannten Zutaten zu verzichten, aber manches ist eben doch unvermeidbar. Da wir keinen Fisch essen, war es in Norwegen gar nicht leicht, eine alternative Eiweißquelle zu finden. In den Supermärkten, die wir besucht hatten, gab es weder Tofu noch eine größere Auswahl an Hülsenfrüchten.

Was einkaufen

Lebensmittellagerung: Obst und Gemüse vom Markt hält sich am längsten

Lebensmittel lassen sich unterschiedlich gut lagern. Vor allem, wenn man im Camper keinen Kühlschrank hat, spielt die Haltbarkeit von Lebensmitteln eine große Rolle. Der alte Absorber-Kühlschrank unseres Hymers hat unendlich viel Strom oder Gas benötigt und hatte trotzdem eine sehr geringe Kühlleistung. In den letzten Monaten hatten wir unseren Kühlschrank deshalb die meiste Zeit ausgeschaltet, was wir beim Einkauf natürlich berücksichtigen mussten.

Wir haben schnell herausgefunden, dass sich eine pflanzliche Ernährung ziemlich gut für unser Leben ohne Kühlschrank eignet. Da bereits vor unserer Reise Käse das einzige tierische Lebensmittel war, das wir regelmäßig eingekauft hatten, fiel es uns nicht so schwer, diesen nach und nach wegzulassen. Wenn wir Käse gekauft hatten, achteten wir darauf, diesen innerhalb von zwei Tagen aufzubrauchen. Das geht mit Hartkäse besser als mit Weich- oder Frischkäse. Es gibt aber natürlich auch Lebensmittel, die ohne Kühlung sofort verbraucht werden müssen. Dazu zählen Fleisch, Fisch und natürlich Eis 😉

Pflanzliche Lebensmittel müssen nicht unbedingt gekühlt werden, auch wenn eine kühle Lagerung ihre Haltbarkeit natürlich verlängern kann. Bei Obst und Gemüse haben wir übrigens einen riesigen Unterscheid festgestellt, ob wir dieses im (Bio-) Supermarkt oder auf dem Markt einkaufen. Die Produkte vom Markt oder direkt vom Erzeuger sind einfach unfassbar frisch und auch schonender gelagert als im Supermarkt. Das wirkt sich natürlich auf ihre Haltbarkeit aus.

Während wir normalerweise übrigens gerne zu Obst und Gemüse mit Druckstellen oder anderen „Makeln“ greifen, achten wir bei Lebensmittel, die wir nicht kühlen und nicht direkt am gleichen Tag aufbrauchen können, darauf, dass ihre Schale unbeschadet ist. Offene Stellen sind nämlich anfälliger für Schimmel und Druckstellen werden schneller matschig.

Bei verarbeiteten Lebensmitteln kommt es immer darauf an. Alles, was viel Zucker der Öl enthält, muss nicht unbedingt gekühlt werden, zum Beispiel Marmelade oder Nussmus. Dagegen müssen Milchalternativen, Aufstriche und alles andere, was viel Wasser enthält, schnell aufgebraucht werden. Zwei bis drei Tage haben sich bei uns aber auch solche „kritischen“ Lebensmittel bislang immer gehalten.

Richtig lagern

Die richtigen Lebensmittel sind in ausreichender Menge eingekauft? Dann geht‘s als nächstes daran, für alles ein gemütliches Plätzchen im Camper zu finden. Auch hier haben wir feststellen dürfen, dass sich nicht alle Lebensmittel gemeinsam im gleichen Fach wohlfühlen.

Die richtige Temperatur

Manche Lebensmittel mögen es kühl, andere halten sich lieber bei Raumtemperatur auf. Da sich der „Raum“ im Camper gerne mal auf über 30 Grad aufheizen kann, müssen wir hier ein bisschen aufpassen, denn diese Temperaturen gefallen auf Dauer wohl kaum einem Lebensmittel. Im Sommer eignet sich für die Vorratskiste also am besten ein möglichst kühler Ort im Camper. Dieser befindet sich meistens irgendwo in Bodennähe. Zum Beispiel unter dem Bett oder unten im Schrank. In Portugal haben wir jemanden kennengelernt, der das Badezimmer seines Campers in eine Vorratskammer umgebaut hatte, da es dort wohl immer am kühlsten sei.

Wer absolut keinen kühlen Ort finden kann, der kann zur Not auch Verdunstungskälte nutzen. In Schweden haben wir ein Pärchen getroffen, das die zu kühlenden Lebensmittel einfach in einen nassen Stoffbeutel gelegt und diesen an den nächsten Baum oder außen ans Fahrzeug gehängt hat. Da man sich an heißen Tagen ja eh am besten in der Nähe von Gewässern aufhält, hat man für diese Methode ja auch ausreichend Wasser zur Verfügung.

Im Winter gilt übrigens das gleiche in die andere Richtung. Im Allgemeinen ist die Lagerung von Lebensmitteln bei kühlen Außentemperaturen einfacher, allerdings sollte es auch nicht zu kalt werden. Direkt am Fenster oder hinter Außenklappen kann es nämlich richtig kalt werden und Temperaturen um den Nullpunkt mag Obst und Gemüse genauso wenig wie zum Beispiel (Pflanzen-) Milch. Paprika verliert bei Temperaturen unter 8 Grad schnell ihre Vitamine, deshalb sollte sie auch nicht unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Vor Feuchtigkeit schützen

Lebensmittellagerung: Metalldosen sind leicht und luftdicht

Während des regenreichen portugiesischen Winters herrschte eine unfassbar hohe Luftfeuchtigkeit in unserem Camper. Um Weihnachten herum war alles, was wir anfassten, klamm: Kleidung, Gardinen und sogar unser Holztisch. Auch für viele Lebensmittel ist ein feuchtes Klima nicht geeignet. Feuchtigkeit lässt Obst schneller schimmeln und Mehl verklumpen. Deshalb bewahren wir alle trockenen Lebensmittel möglichst luftdicht auf. Wir verwenden dafür Schraub- und Bügelgläser. Das ist hinsichtlich des Gewichts bestimmt nicht die beste Lösung, allerdings hatten wir diese noch in großer Anzahl verfügbar. Besser geeignet wären Dosen aus Edelstahl, aber auch in Gefäßen aus Birkenrinde lassen sich Vorräte luftdicht aufbewahren.

Die geschlossene Aufbewahrung schützt Lebensmittel übrigens nicht nur vor Feuchtigkeit, sondern auch vor kleinen Krabbeltierchen und anderen Insekten, die immer wieder mal einen Weg in den Camper finden, wenn man sich viel in der Natur aufhält.

Um Gemüse vor Feuchtigkeit zu schützen, sollte es möglichst luftig gelagert werden. Wenn im Kühlschrank also kein Platz dafür ist, dann hängen wir es in Obstnetzen auf, damit rundum Luft rankommt. Meistens können wir Obst unverpackt kaufen. Falls aber doch mal etwas in Plastik verpackt ist, packen wir es direkt nach dem Einkauf aus und legen es stattdessen in einen Stoffbeutel oder eine Schale. Das feuchte Klima unter der Plastikfolie ist nämlich geradezu eine Einladung für Schimmel.

Manches Gemüse dagegen mag Feuchtigkeit. Möhren, Salate und Kräuter halten sich länger, wenn sie zur Lagerung in ein feuchtes Tuch geschlagen werden.

Nette Nachbarn

Lebensmittellagerung: Karotten halten sich länger, wenn sich feucht gelagert werden

Wahrscheinlich weißt du bereits, dass manche Obst- und Gemüsesorten nicht nebeneinander gelagert werden sollten. Im Camper hat man oft nicht den Platz, um Frisches an unterschiedlichen Stellen aufzubewahren. Hier hilft es zum Beispiel, Tomaten oder Äpfel in einem separaten Obstnetz an einem anderen Ort zu platzieren oder zur Not auch im Fahrerraum oder auf dem Bett abzulegen. Wenn sich absolut keine freie Stelle finden lässt, kann man einfach dafür sorgen, diese Lebensmittel schnell aufzubrauchen oder nur dann einzukaufen, wenn gerade nicht zu viel anderes Obst und Gemüse im Camper gelagert wird.

Richtig aufbrauchen

Wie oben bereits angesprochen, kaufen wir manchmal für ein paar bestimmte Gerichte ein. Bei der Reihenfolge, in der wir die Gerichte zubereiten, richten wir uns nach der Haltbarkeit ihrer Zutaten. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass sich zum Beispiel Auberginen weniger lange als Zucchinis halten und Äpfel länger gelagert werden können als Nektarinen. Also essen wir zuerst Auberginen und Nektarinen.

Es wäre zum Beispiel Quatsch, Pizza oder Linsen-Dal (beides steht relativ oft auf unserer Liste) direkt nach dem Einkaufen zuzubereiten, da Mehl und Tomatensauce genauso wie Linsen und Reis nicht schlecht werden. Stattdessen essen wir die ersten Tage nach dem Einkauf viel frisches Gemüse in Form von Salat oder Curry und bekommen somit das Maximum an Frische, Geschmack und Vitaminen. Und sobald dann die verderblichen Lebensmittel aufgebraucht sind, zaubern wir aus den restlichen Vorräten leckere Gerichte – zum Beisiel Pizza.

Da gekochte Gerichte ohne Kühlung nicht lange rumstehen sollten, achten wir darauf, nur so viel zu kochen, wie wir auch essen können. Natürlich bleibt trotzdem immer wieder mal etwas übrig, das wir dann am nächsten Tag essen. Bisher hatten wir damit noch keine Probleme.

Den eigenen Sinnen vertrauen

Lebensmittellagerung im Camper: Obstnetze benötigen wenig Platz und ermöglichen, Obst und Gemüse separat voneinander zu lagern

Ob ein Lebensmittel noch gegessen werden kann, entscheidet nicht ein Datum, das auf die Verpackung gedruckt wurde. Wir können anhand von Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz ganz gut erkennen, was noch gegessen werden kann und was nicht.

Natürlich kann es immer vorkommen, dass hier und da mal etwas schlecht wird. Aber wenn man ein bisschen darauf achtet, was man einkauft und wann man es verbraucht, und im Hochsommer in Spanien in Kauf nimmt, dass man mindestens jeden zweiten Tag durch die hübschen Markthallen schlendern muss, dann ist es eigentlich gar nicht so schwer, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

Obwohl wir ohne einen funktionierenden Kühlschrank relativ gut zurecht gekommen sind, haben wir uns nach eineinhalb Jahren dazu entschlossen, einen sparsamen Kompressorkühlschrank einzubauen. Die Anschaffung war nicht notwendig, sondern ein Luxus, den wir uns gönnen wollten. Nach den ersten zwei Wochen im Einsatz wissen wir die Vielfalt an verfügbaren Lebensmitteln und die gekühlten Getränke bereits sehr zu schätzen.

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