Hochbeet bauen bei einem workaway Host in Portugal

Günstig reisen mit workaway: Mit Freiwilligenarbeit Geld sparen und Neues lernen

Arbeit gegen Verpflegung und Unterkunft. Das ist das Prinzip von workaway und ähnlichen Plattformen. Auf meiner bisherigen Reise habe ich gelernt, dass Arbeit nicht nur Lohnarbeit ist und dass Geld nicht alles ist. Aus Zusammenarbeiten abseits von Arbeitsverträgen und monatlichen Gehaltszahlungen können wunderbare Dinge verwirklicht werden. Das ist eigentlich logisch, geht aber im Alltag unserer kapitalistischen Gesellschaft schnell unter. Zwischen Karriereleiter, Gehaltsverhandlungen, Weiterbildungen und Urlaubsplanung geht das eigentliche Ziel dann nicht selten aus den Augen verloren. Umso schöner ist es, dass es alternative Wege gibt, zum Beispiel workaway. In diesem Beitrag möchte ich euch die Plattform vorstellen.

Arbeit gegen Verpflegung und Unterkunft: Was ist workaway?

Das Portal workaway bietet Reisenden und interessierten Freiwilligen Zugriff auf eine riesige Datenbank mit Gastfamilien auf der ganzen Welt. Die Gastgeber*innen sind alle ganz unterschiedlich und haben doch eins gemeinsam: Sie freuen sich über Hilfe von Freiwilligen. Gegen ein paar Stunden Mithilfe pro Tag bieten sie eine Unterkunft und Verpflegung an. Die Aufenthaltsdauer kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten liegen. Die genauen Bedingungen können individuell festgelegt werden, sodass es für beide Seiten passt.

Viele Hosts bieten auch Stellplätze für den eigenen Camper an. Teilweise wird dann sogar weniger Mithilfe erwartet.

Welche Projekte werden angeboten?

Bei workaway liegt der Fokus auf dem kulturellen Austausch und dem Erlernen neuer Fähigkeiten. Als Host können sich sowohl Privatpersonen als auch Gemeinschaften, NGO‘s, Schulen, Herbergen und nachhaltige Projekte anmelden. Die Mitarbeit kann zum Beispiel in den Bereichen Gartenarbeit, handwerkliche Arbeiten, Tier- oder Kinderbetreuung, Hausarbeiten oder auch Tourismus liegen.

Entsprechend findet man bei workaway-Projekte ganz unterschiedlicher Art. Mal wird einfach nur Hilfe im Alltag gebraucht (Haushalt, Tier- oder Kinderbetreuung), mal arbeitet man bei aufwendigen und großen Projekten mit. Dabei verfolgen die Gastgeber*innen oft idealistische Ziele oder verwirklichen sich ihr großes Lebensziel. Manche Projekte sind nicht finanziell motiviert, bei anderen dagegen hilft man im Betrieb mit (z. B. Tourismus). Bei letzterem erhalten Workawayer oft sogar ein kleines Taschengeld.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es bei allen workaway-Projekten um Zusammenarbeit geht. Darum, sein Wissen und seine Fähigkeiten mit anderen zu teilen und gleichzeitig von anderen Menschen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Freiwillige Helfer*innen sind nicht kostenlose Arbeitskräfte, sondern dürfen Projekte aktiv mitgestalten und eigene Ideen einbringen.

Mithilfe bei einem workaway
Ein paar Stunden Mitarbeit pro Tag gegen Kost und Logie

Für wen ist workaway geeignet?

Workaway bietet sich insbesondere für Reisende an, die in ihren Reiseländern Menschen und Kultur kennenlernen möchten. Gleichzeitig ist es eine tolle Möglichkeit, um sich neues Wissen und Fähigkeiten anzueignen und direkt anzuwenden.

Wer länger reist, wird aber wahrscheinlich auch die Sehnsucht kennen, mal länger an einem Ort zu bleiben. Auch dafür ist workaway eine tolle Möglichkeit. Viele Hosts freuen sich über längere Aufenthalte. So kann man als Reisende*r einerseits etwas zur Ruhe kommen und sich gleichzeitig nützlich machen.

Wie finde ich ein workaway, das zu mir passt?

Über die Filtermöglichkeiten bei workaway ist es relativ einfach, die Auswahl der Hosts auf die persönlichen Interessen zu begrenzen. Wahrscheinlich weißt du schon ungefähr, in welche Richtung dein workaway gehen soll: Möchtest du in erster Linie das Leben auf einem Selbstversorger-Hof in der Natur kennenlernen, oder würdest du lieber in einer Stadt im Haushalt helfen oder Kinder betreuen? Wärst du lieber in einer größeren Gemeinschaft mit vielen weiteren Helfer*innen oder in familiärer Atmosphäre? Natürlich gibt es noch tausend andere mögliche Optionen.

Persönliche Angaben der Hosts

Nachdem du die Ergebnisse deines Reiselands gefiltert hast, wirst du vermutlich immer noch mehr als genug Angebote finden. Wie sollst du dich da entscheiden? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in den Projektbeschreibungen sehr viel zwischen den Zeilen herauslesen kann. Denn neben der anstehenden Arbeit spielt auch das Zwischenmenschliche eine große Rolle, damit das workaway zu einer besonderen Erfahrung wird.

Oft geben die Hosts bereits in der Beschreibung einen persönlichen Einblick in ihren Alltag, ihre Hobbies und Interessen außerhalb des Projekts. Auch hier ist es natürlich hilfreich, wenn man bereits erkennen kann, dass die Lebenseinstellungen ein paar Gemeinsamkeiten mit der eigenen haben. Auch wenn du im Text keine persönlichen Angaben findest, kannst du abschätzen, ob der Text im Allgemeinen auf dich sympathisch wirkt oder eher nicht.

Arbeitsweise

Bei manchen Beschreibungen ist schnell klar, dass die Hosts gut strukturiert sind und vielleicht sogar einen festen Projektplan verfolgen. Bei anderen klingt es eher locker, man soll erst mal kommen und dann kann man vor Ort schauen, welche anstehenden Arbeiten den Interessen und Fähigkeiten der Helfer*innen entsprechen. Manche freuen sich, die Workawayer als Gäste in ihrer Familie willkommen heißen, jede Mahlzeit gemeinsam einzunehmen und auch außerhalb der Arbeitszeiten gemeinsame Unternehmung zu machen. Andere wiederum formulieren ganz deutlich, dass sie sich eine eigenständige Arbeitsweise wünschen und Freiwillige sich um ihre Mobilität vor Ort selbst kümmern sollten.

Das hat natürlich große Auswirkungen auf den gemeinsamen Alltag. Deswegen finde ich es sinnvoll, verschiedene Projektbeschreibungen durchzulesen und dabei die Feinheiten zu vergleichen. Selbst wenn bei dir das Arbeiten und Lernen im Vordergrund steht, ist der persönliche Kontakt mit den Hosts elementar, denn immerhin sind sie deine Ansprechpartner vor Ort. Grundsätzlich ist es wohl nie eine schlechte Idee, interessante Hosts einfach mal anzuschreiben und ein paar Fragen zu Details und der aktuellen Situation vor Ort zu stellen. Ich würde auch vor jedem workaway-Aufenthalt ein kurzes Telefonat führen oder, wenn man bereits in der Nähe ist, ein kleines Treffen vereinbaren, bei dem man sich schon mal kennenlernen kann.

Hühner füttern: Tierbetreuung kann eine der Aufgaben bei einem workaway sein

Günstig reisen mit workaway: Welche Kosten fallen an?

Geld zu sparen steht bei workaway nicht im Vordergrund. In erster Linie geht es um kulturellen Austausch, neue Fähigkeiten oder Sprachen zu erlernen und Projekte zu unterstützen. Trotzdem ist es ein netter Nebeneffekt, dass die Lebenskosten bei einem workaway-Aufenthalt sehr niedrig sind und die Reisekasse schont.

Bei den meisten Hosts bekommst du eine Unterkunft und Verpflegung gestellt. Diese Ausgaben fallen für die Zeit des workaways also komplett weg. Für die Kosten für Anreise, Unternehmungen vor Ort, Krankenversicherung und alles andere musst du aber natürlich selbst aufkommen.

Lese-Tipp: Darauf musst du bei deiner Auslandskrankenversicherung achten!

Zu beachten ist allerdings, dass workaway für die Nutzung der Plattform eine Gebühr verlangt. Eine Mitgliedschaft als Einzelperson kostet aktuell 43 €, Paare zahlen 52 € (Stand März 2022).

Auch ohne aktive Mitgliedschaft hat man vollen Zugriff auf die Datenbank von workaway. Die Mitgliedschaft benötigt man, um die Nachrichten-Funktion freizuschalten und Kontakt zu den Hosts aufnehmen zu können. Du kannst also ohne dich anzumelden direkt nach spannenden Projekten suchen. Sobald du etwas passendes gefunden hast, kannst du dir einen Account erstellen, um die Gastgeber*innen kontaktieren zu können.

Tipp: Bevor du dir eine kostenpflichtige Mitgliedschaft besorgst, kannst du auch versuchen, die Kontaktdaten deiner Hosts anderweitig herauszufinden. In den workaway-Profilen findest du Name, Ort und Stichworte und mit etwas Glück findest du das Projekt über Suchmaschinen oder bei Social Media.

Wie oben bereits erwähnt, gibt es bei workaway auch einige bezahlte Jobangebote. Dabei handelt es sich meistens um die Mithilfe in Betrieben, zum Beispiel in Gästehäusern. Die Gastgeber*innen zahlen den länderspezifischen Mindestlohn. Für alle, die unterwegs ihre Reisekasse füllen möchten, kann auch das eine attraktive Möglichkeit sein.

Freiwilligenarbeit: Zaun aus Bambus bauen

Unterschied zwischen workaway und WWOOF

Wer sich zu workaway informiert, stößt vielleicht auch auf WWOOF. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein ähnliches Netzwerk aus Hosts und freiwilligen Helfer*innen. Das Akronym steht für „Worldwide Opportunities on Organic Farms“. Wie der Name schon sagt, liegt der Fokus auf ökologischer Landwirtschaft. Der Rest ist sehr ähnlich zu workaway.

Viele Hosts sind übrigens sowohl bei workaway als auch WWOOF registriert. Eine Mitgliedschaft auf beiden Plattformen lohnt sich deswegen eher nicht.

Fokus der Projekte

Wer tiefer in die ökologische Landwirtschaft einsteigen möchte, kann bei WWOOF gezielt nach Projekten mit bestimmten Praktiken und Methoden suchen. Zum Beispiel Permakultur, Imkerei, Selbstversorgung, Obstanbau, Weinberg, vegane Landwirtschaft und vieles mehr. Bei workaway dagegen kann man ausschließlich grob nach „Hilfe bei Ökoprojekten“ oder „Gartenarbeit“ filtern und muss den Rest aus den Beschreibungstexten entnehmen.

WWOOF entstand bereits in den 70er Jahren in Großbritannien und ist eine Non-Profit-Organisation. Unter dem Dachverband haben sich in vielen Ländern der Welt eigenständige, gemeinnützige Vereine gebildet. Das finde ich sympathischer gegenüber dem gewinnorientierten Unternehmen, das hinter workaway steht.

Mitgliedschaft

Den größten Nachteil von WWOOF sehe ich in der Nutzungsfreundlichkeit der Seite. Durch die Vereinsstruktur der einzelnen Länder hat jedes Land seinen eigenen Webauftritt, das bedeutet: Auf wwoof.de findest du nur Höfe in Deutschland, auf wwoof.es nur Höfe in Spanien. Aus diesem Grund eignet sich WWOOF wohl nur für Menschen, die sich länger in einem Land aufhalten. Wer einen Roadtrip durch ganz Europa macht, ist womöglich bei workaway besser aufgehoben.

Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Mitgliedschaft. Während die Mitgliedschaft von workaway weltweit gilt, ist sie bei WWOOF auf ein einzelnes Land beschränkt.

Wer so wie wir besonders an ökologischen Projekten interessiert ist, findet auf beiden Plattformen interessante Hosts. Wir hatten innerhalb der letzten drei Jahre bei beiden Portalen eine Mitgliedschaft und ich könnte nicht sagen, dass eines der beiden deutlich besser ist als das andere. Für einen besseren Vergleich habe ich meine Kriterien in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

workawayWWOOF
Fokuskultureller Austausch und Erlernen neuer Fähigkeitenökologische Landwirtschaft
Mitgliedschaftweltweit gültiggilt nur im jeweiligen Land
Kosten43 €/Jahr (einzel) bzw. 52 €/Jahr (Paar)je nach Land 20-30 €/Jahr (einzel) bzw. 30-50 €/Jahr (Paar)
Nutzungsfreundlichkeitleicht bedienbare Website und Appetwas in die Jahre gekommen, keine App, jedes Land hat eine eigene Website

Ein faires Tauschgeschäft

Unabhängig von der Plattform, die man nutzt, sehe ich in Freiwilligenarbeit eine tolle Möglichkeit, um seinen Reisealltag aufzubrechen, neue Erfahrungen zu sammeln und interessante Menschen kennenzulernen. Für einen entspannten Aufenthalt ist es hilfreich, sich im Vorfeld über seine Motivation im Klaren zu sein. Nur so kannst du ein workaway finden, das zu dir passt. Vor deiner Anreise solltest du mit dem Host absprechen, was du möchtest und was du kannst und welche Aufgaben ungefähr auf dich zukommen werden. Auch Organisatorisches sollte im Vorfeld besprochen werden, zum Beispiel tägliche Arbeitszeiten, Zeiteinteilung, Art der Unterkunft und Verpflegung. Wenn du nach dem persönlichen Kontakt ein gutes Gefühl hast, dann steht einer spannenden Erfahrung nichts mehr im Weg.

Hast du schon mal bei ein workaway gemacht? Wie sind deine Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit?

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