Wie wir in vier Wochen vier Pannen hatten

Ist wirklich schon wieder ein Monat rum? Das Tempo der letzten Wochen hielt an und wir stehen heute schon wieder an einem ganz anderen Punkt als noch Ende Mai. Alle unsere Pläne wurden einmal zusammengeworfen und wild durchgeschüttelt. Was dabei herauskam, erfährst du jetzt.

Die letzten Vorbereitungen für den Upcycling Camper

Wir starteten den Monat damit, die Zulassungsunterlagen für unseren Upcycling Camper einzuschicken. Da die Terminsituation bei den Zulassungsstellen aktuell eine Katastrophe ist und wir wegen der Überführung aus Saarbrücken nach Leonberg ja sogar bei zwei Zulassungsstellen einen Termin gebraucht hätten, haben wir einen teuren Zulassungsservice beauftragen müssen.

Während wir also auf die Kennzeichen unseres Upcycling Campers warteten, entdeckten wir das schöne Saarland. Wir trafen ein paar Menschen und erkundeten das kleine Bundesland zu Fuß und mit unserem alten Wohnmobil. Ein besonderes Highlight unseres kleinen Saarland-Trips war definitiv die Saarschleife. In Montenegro hatten wir geplant, eine bekannte Flussschleife zu besuchen, was dann aber wegen unseres Findelwelpen leider nicht geklappt hatte. Die Saarschleife konnte uns gut darüber hinwegtrösten, die Aussicht war wirklich schön.

Außerdem haben wir natürlich unseren Upcycling Camper auf unseren Einzug vorbereiten müssen. Wir putzten ihn einmal von oben bis unten durch. Und das hat sich wirklich gelohnt! Eine dicke Schicht aus dem Zigarettenrauch der letzten 20 Jahre musste entfernt werden. Wir putzten einen ganzen Tag lang, schleppten eimerweise das tiefschwarze Putzwasser davon, nur damit das frische Wasser drei Minuten später schon wieder schwarz war. Am Ende des Tages hatten wir zumindest den groben Schmutz entfernen können. Von einem einzugsfähigen Zustand waren wir noch weit entfernt.

Leise Zweifel

Und dann waren unsere Kennzeichen endlich da. Endlich konnten wir eine Probefahrt außerhalb des Privatgeländes machen, auf dem das Auto stand. Aufgeregt fuhren wir mit unserem neuen Auto durch die Straßen Saarbrückens. „Der fährt sich ja wie ein richtiges Auto“, jubelten wir. Mit unserem alten Wohnmobil ist das Fahren ja doch irgendwie etwas ganz anderes und wir sind die Wendigkeit eines normalen Fahrzeugs gar nicht mehr gewohnt gewesen. Wir genossen den leisen Motor und das komfortable Automatikgetriebe. Nur den Notsitz würden wir ganz schnell durch einen richtigen Sitz ersetzen müssen, der war wirklich unbequem.

Wir waren auf dem Rückweg und nur noch wenige Meter vom Parkplatz entfernt, als unser neuer Camper plötzlich nicht mehr wollte. Kein Gang ging mehr rein, weder automatisch noch manuell. Stattdessen leuchtete ein „F“ auf dem Display auf. Ausschalten, warten, neustarten. Jetzt konnten wir weiter. Wir waren verunsichert. Hatte er sich jetzt nur mal kurz verschluckt? Ist das normal? Wir parkten mit einem mulmigen Gefühl und entschieden, erst einmal abzuwarten. Ein paar Tage später wollte unser befreundeter Mechaniker, der auch unser Wohnmobil durch den TÜV brachte, sich den Wagen anschauen.

Ein teurer Fehlkauf

Das Abwarten hielten wir natürlich nicht lange aus und drehten ein paar Tage später nochmal eine Runde. Es war wie beim letzten Mal: Alles ist gut bis nach ungefähr 15 Minuten, dann will die Schaltung nicht mehr. Wir besprachen uns mit dem Verkäufer, bei dem das Auto ja immer noch auf dem Hof stand. Er kannte das Problem anscheinend nicht, erklärte sich aber bereit, mit uns zusammen zur nächsten Mercedes-Werkstatt zu fahren. Dort wurde der Fehlerspeicher ausgelesen, die Hydraulikpumpe für die Schaltung hatte ausgesetzt. Der Mechaniker tauschte ein Relais aus. Seine Einschätzung: Vielleicht war es das schon, vielleicht muss die Hydraulikpumpe ausgetauscht werden, vielleicht ist es etwas ganz anders. Auf dem Rückweg von der Werkstatt setzte die Schaltautomatik dann wieder aus.

Für uns stand spätestens nach dem Werkstattbesuch, der allein für die Diagnose schon sehr teuer war, fest: Das war ein Fehlkauf, der Postbus nicht das richtige Fahrzeug für unser Projekt. Nach einem etwas längeren Hin und Her erklärte sich der private Verkäufer bereit, das Auto zurückzunehmen. Er erstattete uns nicht den kompletten Preis und wir blieben auf den Kosten für den Zulassungsservice, die Werkstatt, Steuer und Versicherung sitzen, aber dafür waren wir das Auto wieder los. Um es abmelden zu können, mussten wir mit den Fahrzeugpapieren die 200 km nach Leonberg fahren, um anschließend die Papiere wieder in Saarbrücken abzugeben.

Spontane Planänderungen: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Nach der Rückgabe war das Projekt Upcycling Camper erst mal aufgeschoben. Die Aktion mit dem kaputten Postbus waren sehr zeitaufwendig und nervenaufreibend. Wir hatten schlichtweg keine Kraft mehr, um uns noch weitere Autos anzuschauen und hätten wohl auch keinem Fahrzeug mehr vertraut. Stattdessen entschieden wir, unseren Schüttelbert noch ein Weilchen zu behalten und mit ihm für ein paar Wochen nach Schweden zu fahren. 

Nach ein paar Tagen stellten wir fest, dass wir über diesen Umstand gar nicht so traurig waren. Wir freuten uns über die Gemütlichkeit und den fertigen Zustand unseres vertrauten Wohnmobils. Vor allem freuten wir uns, dass wir jetzt doch selbst das H-Kennzeichen abholen durften. Denn ein kleines bisschen stolz sind wir ja schon, uns jetzt Oldtimer-Besitzer nennen zu dürfen.

Einmal quer durch Deutschland

Bevor wir nach Schweden aufbrechen konnten, standen noch ein paar Familienbesuche an. Wir fuhren ganz in den Süden Deutschlands, bis an die Schweizer Grenze. Dort verbrachten wir ein paar Tage, um dann den weiten Weg bis ganz in den Norden anzutreten, um von dort nach Schweden überzusetzen. Nachdem wir bereits von mehreren Seiten eine Werkstatt in Schleswig-Holstein empfohlen bekommen hatten, machten wir dort noch einen Termin, um die Buchsen unserer Blattfedern tauschen zu lassen. Die Hinterachse knarzte seit einer ganzen Weile, mal mehr, mal weniger. Wir dachten, es sei ein guter Zeitpunkt, um das endlich mal beheben zu lassen. Die Werkstatt ist auf alte Ducatos spezialisiert und wir hatten ein gutes Gefühl.

Wir fuhren recht zügig auf der A7 in Richtung Norden. Nie mehr als 250 km pro Tag, das mag der Schüttelbert nämlich nicht. Der Termin in der Werkstatt war für letzten Montag vereinbart. Am Sonntag davor wollten wir einen kleinen Umweg ans Meer machen und abends dann bereits auf den Hof der Werkstatt rollen. Die Sonne schien, es war warm und wir freuten uns darauf, das Wattenmeer zu erkunden.

Eine Panne kurz vorm Meer

Drei Kilometer vor der Küste blieben wir liegen. Kein Gang wollte mehr rein. Warnblinker, Warndreieck, ADAC. Wir haben das Spiel ja schon ein paar Mal gespielt. Dass wir erst vor wenigen Tagen mängelfrei durch den TÜV gekommen sind, interessiert unser Wohnmobil herzlich wenig. Die Umstände waren aber ganz gut: Der Abschleppdienst kam innerhalb weniger Minuten und erklärte sich bereit, uns in die Werkstatt zu schleppen, in der wir ja schon einen Termin hatten.

Wir kamen dann wie geplant am Sonntagnachmittag in der Werkstatt an, nur eben nicht aus eigener Kraft, sondern auf einem Abschleppauto. Der Mechaniker sah es locker: Wir haben die Kupplung ja erst vor 15.000 km austauschen lassen, die kann eigentlich nicht kaputt sein. Bestimmt muss er nur ein Teil geradebiegen und dann können wir wieder fahren. Wir waren erleichtert und schlenderten gut gelaunt durch die Stadt.

Eine neue Kupplung

Am nächsten Morgen wurde unser Schüttelbert dann genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Kupplung ist doch hinüber. Sie wurde vor knapp zwei Jahren falsch eingebaut und ist inzwischen komplett verbogen. Da das bereits die vierte Kupplung war, die wir tauschen lassen mussten, wissen wir, dass so ein Kupplungseinbau wohl recht tückisch sein kann, wenn man nicht genau weiß, was man tut. Jetzt folgt eben Kupplung Nummer 5, die fällt dann auch nicht mehr groß ins Gewicht.

Abgesehen von der neuen Kupplung und den Buchsen der Blattfedern haben die Mechaniker noch ein paar andere Baustellen gefunden. Der Diesel-Einfüllstutzen hatte einen ca. 10 cm langen Riss, die Dieselpumpe verliert Öl und einen Ölwechsel sollten wir auch mal wieder machen lassen. Geschätzter Arbeitsaufwand: Drei Tage.

Seit dieser Diagnose sitzen wir im einzigen AirBnB, das wir hier finden konnten. Es ist eine schöne Ferienwohnung in einem uralten, aber renovierten Haus. Dielenboden, alte Türen, restaurierte Möbel und unendlich viele liebevolle Details. Heute Abend ist unser Schüttelbert voraussichtlich fertig und dann können wir vielleicht schon morgen Deutschland verlassen. Wie genau wir nach Schweden kommen, steht noch offen. Aber wir freuen uns auf viel Natur, Lagerfeuer, Kanutouren und Ruhe.

In diesem Monat haben wir eine unfassbare Strecke von 2400 km zurückgelegt. Ausschließlich in Deutschland! Das wird sich in den nächsten Monaten hoffentlich wieder ändern, das viele Fahren mögen weder wir noch unser Auto.