Okay, wer hatte schon den ersten Sonnenbrand des Jahres? Ich schon. Nur mal kurz die Sonnencreme vergessen und die montenegrinische Mittagssonne unterschätzt und schon brannten meine Schultern. Mit ein bisschen Kokosöl und Aloevera klang die Verbrennung zwar schnell wieder ab, aber wie sagte meine Mutter immer so schön? „Die Haut vergisst nie“. Was an dem Sprichwort dran ist und wieso Vorsorge besser als Nachsorge ist, habe ich in diesem Artikel untersucht. Es soll aber natürlich nicht nur um die eigene Gesundheit gehen, sondern auch um die unserer Umwelt. Die wiederum wichtig für unsere eigene Gesundheit ist … Naja, ihr kennt das Spiel ja. Los geht‘s!
Die Haut vergisst nie
Wir Sonnenanbeter*innen tragen einen Konflikt mit uns: Einerseits möchten wir die warmen Strahlen auf der Haut genießen, andererseits wissen wir, dass wir von zu viel Sonne einen Sonnenbrand bekommen. Aber wie viel Sonne ist eigentlich zu viel? Das hängt sowohl von der Stärke der Sonne als auch vom Hauttyp ab.
UV-Index
Um die Stärke der Sonne messbar zu machen, gibt es den UV-Index. Dieser ist international einheitlich festgelegt und beschreibt den erwarteten Tagesspitzenwert der UV-Strahlung. Der UV-Index hängt in erster Linie vom Wetter, der Tages- und Jahreszeit, dem Breitengrad und der Höhe über dem Meeresspiegel ab. Je höher der UV-Index, desto höher die Sonneneinstrahlung und desto höher die Belastung für die Haut.
Die Skala reicht von 1 (niedrige UV-Strahlung) bis 11 (hohe UV-Strahlung). Ab einem Wert von 3 ist es notwendig, die Haut vor der Sonne zu schützen. Das kann durch Schatten, Kleidung oder Sonnencreme erfolgen. Liegt der Index über 7, empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz, die Mittagssonne komplett zu meiden.
Wasser, Sand, Schnee und andere helle Oberflächen können das Sonnenlicht reflektieren und die UV-Strahlung dadurch verstärken. Das bedeutet, dass beim Baden, Skifahren und am Strand zusätzlicher Schutz besonders wichtig ist. Übrigens kann auch leichte Bewölkung oder Nebel die UV-Strahlung verstärken.
Das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht in den Sommermonaten Prognosen für den UV-Index. Wir haben Mitte Mai und in Deutschland werden trotz bedecktem Himmel Werte von 7 bis 8 gemessen und vorausgesagt. Auch wenn die Sonne nicht so stark wirkt und die Temperaturen eher frisch sind, kann die Sonneneinstrahlung bereits unsere Haut schädigen.
Der Eigenschutz unserer Haut
Unsere Haut ist in der Lage, sich selbst vor UV-Strahlung zu schützen. Das bedeutet, dass wenn die Haut nur für kurze Zeit der Sonne ausgesetzt ist, schafft es der Körper, den UV-Schaden selbst zu heilen. Wie lange diese Eigenschutzzeit ist, hängt vom jeweiligen Hauttyp ab.
Das Bundesamt für Strahlenschutz unterscheidet sechs Hauttypen. Die Abstufungen reichen von Hauttyp I mit heller Haut, hellen Haaren und hellen Augen bis Hauttyp VI mit dunkler Haut, dunklen Haaren und dunklen Augen. Je nach Hauttyp können wir unterschiedlich lange UV-Strahlung ausgesetzt sein, bis sie der Haut schadet.
Bei Hauttyp I beträgt die Eigenschutzzeit meistens weniger als 10 Minuten. Bei den Hauttypen II und III, die in Mitteleuropa am weitesten verbreitet sind, sind es 20 bzw. 30 Minuten. Je höher der UV-Index, desto kürzer die Eigenschutzzeit. Wird die Haut länger der Sonne ausgesetzt und ist nicht mehr in der Lage, die Schäden selbst zu reparieren, führt dies unweigerlich zu Schäden in der DNA und steigert das Hautkrebsrisiko. Neben dem klassischen Sonnenbrand kann es auch zu verzögerten, langfristigen Folgen von übermäßigem Sonnenbaden kommen, die nicht sofort sichtbar sind. An dem Spruch „Die Haut vergisst nie“ ist also definitiv was dran.
Dass unsere Haut braun wird, ist übrigens eine Schutzreaktion der Haut. Auf die durch Sonneneinstrahlung verursachten Schäden reagiert sie mit Melanin, einem Farbstoff, der versucht, bereits geschädigte Zellen zu schützen. Gebräunte Haut ist dadurch etwas besser vor Sonnenbrand geschützt, die eigentliche Schädigung, die auch der Auslöser von Hautkrebs sein kann, fand aber schon statt.
Wie gesund ist Sonnencreme?
Mir war nicht bewusst, wie stark die Sonnenstrahlung tatsächlich ist. Gerade an bewölkten oder kühlen Tagen hätte ich nie damit gerechnet, dass der UV-Index trotzdem so hoch sein kann. Sonne macht gute Laune und deswegen können wir nicht genug davon bekommen. Nach den Informationen des BfS ist mir aber klar: Sonnenschutz ist verdammt wichtig.
Bevor wir uns jetzt aber alle wie verrückt mit Sonnencreme einschmieren, sollten wir uns auch diese genauer anschauen.
Zuerst ein Hinweis, den ich sehr interessant fand: Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand – aber nicht unbedingt vor Hautkrebs. Der Lichtschutzfaktor (LSF), der auf der Verpackung immer angegeben wird, bezieht sich nur auf UV-B-Strahlung. Die UV-A-Strahlen verursachen zwar keinen Sonnenbrand, können aber tiefer in die Haut eindringen und langfristige Schäden anrichten. Während wir bei der Verwendung von UV-B-Blockern trotzdem braun werden können, verhindert ein UV-A-Schutz die Bräunung – die, wie wir jetzt wissen, ja eine Schutzreaktion ist, wenn die Haut bereits durch UV-Strahlung geschädigt wurde. Deshalb ist es wichtig, dass Sonnencremes neben einem UV-B- auch einen UV-A-Schutz enthalten. Das muss auf der Verpackung angegeben werden.
Konventionelle Sonnencreme kann einige bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten, die wir über die Haut aufnehmen. Laut dem Zentrum der Gesundheit werden Vorschriften zur Kennzeichnung krebserregender Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten nicht eingehalten. Wir Verbraucher*innen müssen uns deshalb selbst informieren, was genau wir uns auf die Haut schmieren. Neben einigen anderen Inhaltsstoffen, die teilweise kritisch zu bewerten sind, enthalten Sonnencremes UV-Filter. Es gibt sowohl chemische als auch mineralische UV-Filter. Beide haben Vor- und Nachteile:
Chemische UV-Filter in konventioneller Sonnencreme
Chemische UV-Filter wandeln UV-Strahlung in Wärme um. Von der Kosmetikverordnung werden alle chemischen UV-Filter als „sicher“ eingestuft. Trotzdem sind einige davon bedenklich, da sie in die Haut eindringen, Allergien auslösen oder im Verdacht stehen, hormonell zu wirken oder Stoffwechselprozesse zu stören. Eine Liste mit der genauen Bezeichnung hat Beyer & Söhne veröffentlicht: Diese UV-Filter meiden wir. Vor allem Octocrylen ist stark umstritten. Das Testinstitut Öko-Test bewertet Kosmetika, die Octocrylen enthalten, deutlich schlechter. In Produkten mit Octocrylen kann sich mit der Zeit Benzophenon bilden, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Deshalb sollte insbesondere bei Sonnencremes, die diesen Stoff enthalten, das Ablaufdatum unbedingt eingehalten werden.
Während bei manchen UV-Filtern bereits nachgewiesen wurde, dass deren Anwendung gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, kann bei vielen anderen chemische UV-Filter der Verdacht noch nicht bestätigt werden. Obwohl die Auswirkungen chemischer UV-Filter auf den Menschen noch umstritten sind, wird Schwangeren und Kindern empfohlen, chemische UV-Filter zu vermeiden.
Auswirkungen von UV-Schutz auf Gewässer und Korallen
Da wir aber nicht nur uns selbst, sondern auch die Natur schützen möchten, müssen wir auch hier etwas genauer hinschauen:
Auf unserer Reise gab es zwei Situationen, in denen ich ganz konkret gecheckt habe, dass Sonnenschutz und Badespaß nicht so ganz zusammenpassen scheinen. Die erste Situation ereignete sich in einem heimischen Badesee. Es war ein heißer Sommertag, um uns herum kreischten Kinder, die Sonne lachte und hunderte von Menschen erfrischten sich in dem nicht mehr ganz so kühlen Nass. Beim Baden stellten wir schnell fest: Der See roch sehr penetrant nach Sonnencreme und hatte sogar schon einen öligen Film auf der Wasseroberfläche!
Die zweite Situation sah ganz ähnlich aus. Trotz Corona quetschten sich letzten Sommer die spanischen Badegäste wie Sardinen auf den Strand – und wir mittendrin. Wieder lag der penetrante süßliche Sonnencreme-Duft in der Luft. Doch was mich wirklich schockierte: Auf dem Meer schwammen große grüne Blasen. Kein Witz! Ich musste ein ganzes Stück rausschwimmen, um dem grünen Geblubber zu entkommen und als ich wieder rauskam, war mein ganzer Körper ganz glitschig.
Korallenbleiche durch Sonnencreme
UV-Filter wirken nicht nur in unserem Körper hormonell, sondern auch in dem der Wasserlebewesen. Durch Baden bringen wir die Stoffe in natürliche Gewässer und bringen dadurch den Hormonhaushalt der Tiere durcheinander. Forscher*innen haben bewiesen, dass sich Octocrylen in dem Gewebe von Korallen ansammelt. Wer mehr über die durch Sonnencreme verursachte Korallenbleiche erfahren möchte, kann sich mal diesen super interessanten Artikel auf Indojukie durchlesen: Nachhaltige und korallenfreundliche Sonnencreme
Für alle anderen eine kurze Zusammenfassung: Sonnencremes können einige Substanzen enthalten, die nicht biologisch abbaubar sind. Das bedeutet, dass sie beim Baden im Meer oder See, aber auch beim Duschen (Kläranlagen können diese Stoffe nicht komplett abbauen) in Gewässer gelangen und dort bleiben. Neben einigen UV-Filtern können das auch Mikroplastik, Mineralöle oder Silikone sein. Wenn wir Produkte mit diesen Inhaltsstoffen kaufen und verwenden, tragen wir auf direktem Weg zum Korallensterben und Mikroplastik im Meer bei.
Mineralische Sonnencreme als nachhaltige Alternative?
Neben den chemischen gibt es auch mineralische UV-Filter. Während chemische Filter UV-Strahlung absorbieren und in Wärme umwandeln, reflektieren mineralische Filter die Strahlung. Sonnencremes von Naturkosmetik-Hersteller*innen verwenden ausschließlich mineralischen Sonnenschutz. Dabei handelt es sich meistens um Titandioxid oder Zinkoxid.
Mineralische Sonnencreme zieht nicht ein. Sie bildet einen sichtbaren weißen Film auf der Haut und verursacht auch leichter Flecken auf Kleidung. Da das die Anwendung etwas unpraktisch macht, enthalten immer mehr mineralische Sonnencremes Nano-Partikel. Diese sind so klein, dass sie sich leichter verteilen lassen und in die Haut einziehen. Dank Nano-Partikel gibt es dann keinen weißen Film auf der Haut, allerdings sind die Nano-Partikel wohl nicht ganz unbedenklich:
Nanopartikel in mineralischer Sonnencreme
Nanopartikel sind so klein, dass sie in die oberste Hautschicht eindringen können. Es ist wissenschaftlich aber noch nicht geklärt, ob diese eventuell noch tiefer in die Haut kommen und damit in unseren Organismus gelangen und ihm schaden können. Nano-Titandioxid wird von der WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft. Außerdem sind Nanopartikel für Korallen genauso schädlich wie chemische UV-Filter.
Nachhaltiger Sonnenschutz und Alternativen zur Sonnencreme
Ich verwende seit einigen Jahren eine mineralische Sonnencreme. Und ja: EINE. Da diese nicht einzieht, ist sie leider alles andere als alltagstauglich und ich benutze sie nur selten bis nie. Fabi und ich gehören zwar nicht zu den Menschen, die in gebräunter Haut ein unbedingt nachzueiferndes Schönheitsideal sehen, aber trotzdem sind wir echt gerne in der Sonne. Da kommen wir nicht drum herum, dass unsere Haut braun und ab und zu auch ein bisschen rot wird. Nach meinen mit diesem Artikel verbundenen Recherchen muss ich eingestehen: Ich habe die UV-Strahlung absolut unterschätzt.
In Zukunft werde ich versuchen, die Mittagssonne zu vermeiden und auch öfters mal den UV-Index checken. Lange Kleidung und Schatten reduzieren die UV-Strahlung ebenfalls. Außerdem möchte ich vor allem im Gesicht öfters Sonnencreme verwenden – mit UV-A-Schutz, mineralischem UV-Filter und ohne Nano-Partikel. Empfehlungen nehme ich gerne an!
Wie geht es dir nach diesem Artikel? War dir das alles klar oder hast du die mahnenden Worte deiner Mutter ebenso auf die leichte Schulter genommen wie ich?