Am ersten Juli wachten wir mit einem in der Werkstatt kaputtreparierten Wohnmobil in einem Industriegebiet in Schleswig-Holstein auf. Am Monatsletzten saßen wir mit lieben Freunden mitten im schwedischen Wald, waren vollgestopft mit Zimtschnecken und quatschten bis tief in die Nacht. Während wir letzten Monat einmal durch ganz Deutschland gefahren sind, haben wir es in den letzten vier Wochen fast durch komplett Schweden geschafft. Lust auf eine kleine Reise durch Skandinavien? Dann steig gerne ein!
Inhalt
Die Werkstatt, deren Ruf ihr meilenweit vorauseilt
Der Juli begann mit einer eigenartigen Entdeckung. Vor unserer Abfahrt nach Dänemark wollte Fabi noch kurz unter die Motorhaube schauen. Wir haben das Auto gestern erst aus einer hochgepriesenen Werkstatt abgeholt und eine dicke Rechnung bezahlt, was sollte schon sein? Aber lieber einmal zu viel schauen, das haben wir in den letzten Monaten gelernt. Und auch dieses Mal sollten wir Recht behalten: Der Motorraum war voller Öl. Motor, Kabel, Schläuche, bis zur Dämmung unter dem Armaturenbrett war alles übersäht mit schwarzen Spritzen, eine Riesen-Sauerei!
Das sollte leider nicht der einzige Fehler gewesen sein, den die Werkstatt an unserem Wohnmobil gemacht hatte. Es kamen nach und nach einige Dinge zum Vorschein, die so nicht in Ordnung waren, und wir schafften es nur mit Ach und Krach auf die Fähre in Dänemark, die uns nach Schweden bringen sollte.
Von der Werkstatt bekamen wir tatsächlich ein kleines Fehlereingeständnis, noch mehr Schuld auf uns übertragen und eine korrigierte Rechnung. Eine Erklärung oder gar Entschuldigung bekamen wir leider nicht.
Schwedische Bilderbuchidylle
Schweden empfing uns mit einem wunderbaren Sonnenaufgang, der uns morgens um halb fünf auf der Fähre weckte. Trotz der Werkstatt-Geschichte begann hier der Urlaub, den wir nach den letzten anstrengenden Wochen dringend brauchten. Wir fuhren von Badestelle zu Badestelle, futterten Zimtschnecken bis zum Umfallen, stöberten durch unzählige Second-Hand-Läden und genossen die Ruhe. Wir zogen uns zurück und hatten nur wenige, dafür aber sehr herzliche Begegnungen mit anderen Menschen.
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Da wir zum fünften Mal in Schweden sind, kennen wir uns inzwischen im Süden des Landes ganz gut aus. Wir konnten uns einfach zurücklehnen und die Seele baumeln lassen.
Kanu-Tour mit Insel-Hopping
Wie bereits bei unserem letzten Schweden-Besuch vor zwei Jahren liehen wir uns wieder ein Kanu. In Schweden gibt es zahlreiche Kanu-Verleihs, der Ablauf ist unkompliziert und die Preise sind total in Ordnung. Für einen ganzen Tag zahlt man umgerechnet 30 €. Wir waren nach zwei Stunden bereits ziemlich fertig, trotzdem hat sich der kleine Ausflug auf eine Insel mitten im See sehr gelohnt.
Langsam gen Norden
Wir fuhren ohne Plan oder Route durch Schweden. Da wir das Land bis zur Höhe von Stockholm bereits einige Male bereist hatten, reizte es uns, die nördlicheren Regionen kennenzulernen, und eher unbewusst führte uns unser innerer Kompass immer weiter in den Norden.
Ein ganzes Stück nördlich der schwedischen Hauptstadt erreichten wir das Meer. Die Küste an der Ostsee ist zerklüftet, es gibt viele Ausläufer und vorgelagerte kleine Inseln. Den Blick aufs offene Meer hat man nur an wenigen Stellen. Der Salzgehalt ist minimal, die Wasseroberfläche spiegelglatt. Und so unterscheidet sich die Küste Schwedens hier gar nicht so sehr von den vielen Seen im Landesinneren.
Die Küstenregion Höga Kusten in Schweden
Nördlich von Sudsvall sind wir in Höga Kusten angekommen, einer geschützten Küstenregion, die zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Die besondere Landschaft lockt uns aus unserem erholsamen Ruhemodus. Wir erklommen den Valkallen, von dem aus wir die spektakuläre Aussicht über die schöne Küste genossen, erkundeten die eigenartige Gerölllandschaft im Norrfallsviken Naturresevat und schlugen unser Zelt am Strand auf. Wir begaben uns auf eine zweitägige Wanderung durch den Skuleskogen Nationalpark. Der Nationalpark und die gesamte Region haben uns sehr beeindruckt. Es ist hier für schwedische Verhältnisse sehr touristisch, trotzdem hat es sich für uns gelohnt.
Das Hinterland von Västerbottens Län
Nach unserem Aufenthalt in der Höga Kusten brauchten wir einen Ort, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und uns von den anstrengenden Wanderungen zu erholen. Wir waren inzwischen in der zweit-nördlichsten Region Schwedens angekommen, dem Västerbottens Län. Hier verkrümelten wir uns für ein paar Tage ins Hinterland. In kompletter Einsamkeit genossen wir die Zeit für uns, hörten in uns und stellten fest, dass es die absolut richtige Entscheidung für uns war, den Sommer in Schweden zu verbringen.
Unsere Laune hat sich in den letzten Wochen langsam aber stetig verbessert. Anfang des Monats waren wir super genervt von der Werkstatt-Schlamperei, heute ist es fast schon vergessen und wir genießen die Schönheit der schwedischen Natur. Genau das ist unsere Reise. Ständige Wellen wiegen uns mal hoch hinauf, mal tief hinunter. Mal sind sie stürmisch wie der Atlantik, mal so seicht wie die Ostsee. Immer wieder versuchen wir, die Richtung zu steuern und rückblickend kommen wir immer wieder zu dem Ergebnis: Wir sollten uns ihm einfach hingeben, diesem Strom des Lebens, und gespannt beobachten, wohin er uns als nächstes treiben wird.