Als wir unsere Reise planten, war die Überlegung, unsere Routen so zu legen, dass wir das ganze Jahr über eine konstante Außentemperatur von ungefähr 20 Grad haben. Im Sommer im Norden, im Winter im Süden, so einfach haben wir uns das vorgestellt. Dass das gar nicht so leicht umzusetzen ist, haben wir dann relativ schnell gemerkt. Auch die letzten Wochen haben uns nochmal gezeigt, wie schnell sich Temperaturen ändern können und was für einen großen Einfluss das Wetter auf unsere Laune und unsere Tagesgestaltung hat.
Inhalt
Die Weiten Lapplands
Unsere Reise durch Schweden führte uns langsam immer weiter in den Norden. Wir trafen nur wenige Menschen und verbrachten die meiste Zeit mitten in der schwedischen Natur. Wir wanderten viel und bei einer Runde durch ein Naturschutzgebiet entdeckten wir endlich unseren ersten Elch. Zwar in ziemlich weiter Entfernung, dafür aber direkt im Doppelpack, eine Elchkuh mit Kalb. Dank Fernglas konnten wir die beiden ungestört eine ganze Weile beobachten.
In einem Camping-Shop kauften wir uns relativ spontan und trotzdem nach reichlich Überlegung einen Campingbackofen. Das ist wie eine Gugelhupfform mit Deckel und doppeltem Boden, mit der wir jetzt auf unserem Gasherd Brot und Kuchen backen können. Das Teil ist seitdem mindestens einmal pro Woche im Einsatz und im Nachhinein können wir uns gar nicht mehr vorstellen, wie wir zwei Jahre ohne Backofen reisen konnten.
Und dann waren wir plötzlich in Lappland und überquerten den Polarkreis. Mitte August ist das nicht mehr ganz so besonders, es wurde nachts zwar immer noch nicht ganz dunkel, aber für die Mitternachtssonne waren wir natürlich zu spät dran. Trotzdem war die Gegend sehr spannend. Es wurde immer karger, immer weiter, die Straßen schlechter und immer mehr Rentiere kreuzten unseren Weg. Wir sammelten Blaubeeren bis zum Umfallen und lernten viele weitere Beeren kennen. Im Muddus Nationalpark machten wir eine wirklich schöne Wanderung zu einem beeindruckenden Wasserfall.
Dieser Wasserfall sollte der nördlichste Punkt unserer Schwedentour sein. Auf unserer Reise in den Norden wurden die Temperaturen spürbar kälter und die dicken Pullover rutschten in unseren Schrankfächern immer weiter nach vorne, die kurzen Hosen nach hinten. Herbststimmung machte sich breit. Mitte August wollten wir uns aber vom Sommer noch nicht verabschieden und entschieden deshalb, den Kurs zu ändern und nach Süden zu fahren.
Kurswechsel nach Süden
Während wir uns auf dem Weg nach Norden eher an der Küste gehalten halten, ging es von nun an im Inland weiter. Das fanden wir deutlich spannender und intensiver als die Küste, die auch im Norden unerwartet dicht besiedelt war. Wir fuhren den Inlandsvägen fast komplett von Norden nach Süden. Dabei näherten wir uns immer mehr der norwegischen Grenze und die Landschaft erinnerte uns sehr an das, was wir 2019 in Norwegen sehen durften: Riesige Felsen, glasklare Seen und schmale Straßen, die direkt entlang des Wassers verlaufen.
Obwohl es inzwischen kälter war, war das Wetter auf unserer Seite. Wir nutzen wirklich jede Gelegenheit für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen, besuchten noch ein paar Nationalparks, erkundeten die Fjorde der nördlichen Westküste und saugten ganz viel Schwedenliebe ein.
Ein kurzer Zwischenstopp in Deutschland
Mitte September ging es dann mit der Fähre von Trelleborg nach Travemünde. Es stand ein kurzer Aufenthalt in Norddeutschland auf dem Programm. Wir durften ein paar Pakete zu einem Bekannten in der Nähe von Hamburg bestellen und auf dessen Parkplatz eine kleine Reparatur an unserem Wohnmobil durchführen. Außerdem hatten wir über eBay Kleinanzeigen in Xanten eine gebrauchte Dachhaube gefunden, die wir schon länger mal austauschen wollten. Mit kurzen Abstechern nach Lüneburg und Münster fuhren wir also ganz in den Westen Deutschlands, wo wir die Dachhaube abholen und sogar direkt einbauen konnten.
Zurück in den Sommer
Und nun beginnt ein neues Kapitel unserer Reise. Die letzte Woche sind wir einmal quer durch Frankreich gefahren, das Ziel ist Portugal. Wir sind schon einige Male durch Frankreich gefahren und jedes Mal freuen wir uns über die ländlichen Regionen, die wir durchkreuzen. Wiesen, Weiden, charmante Dörfer. Très français!
Normalerweise regnet es, wenn wir in Frankreich sind. Ausnahmslos und durchgehend – egal ob März, Juli oder Oktober. Doch dieses Mal hatten wir wirklich Glück! Die Wärme, die wir in Skandinavien vermissten, kam zurück und an manchen Tagen war es uns fast sogar ein bisschen zu warm. Aber wir wollen uns nicht beschweren und genießen, dass wir den Sommer wieder eingeholt haben.
Wetterumschwung in den Bergen
Vor zwei Tagen haben wir die Grenze nach Spanien überquert. Direkt hinter der Grenze gibt es einen Berg, auf den wir bereits vor zwei Jahren gefahren sind. Vom Jaizkibel hat man einen wahnsinnig schönen Blick. Der Atlantik erstreckt sich endlos bis an den Horizont. Man kann so weit aufs Meer schauen, dass Erdkrümmung eindeutig zu erkennen ist.
Dort oben gibt es nicht viel außer ein paar Weiden, auf denen Pferde, Kühe und Schafe grasen. Einige Spazierwege führen mitten über die Weiden zu verschiedenen Aussichtspunkten und man kann sogar bis zur Küste hinabsteigen. Das Wetter in den Bergen ist bekanntlich unberechenbar. Nach den schönen Sommertagen in Frankreich hatten wir dort oben plötzlich wieder Wind und Regen. Also holten wir die Winterjacken, die wir in Schweden bereits gebraucht hatten und in Frankreich wieder ganz hinten in den Schrank gestopft haben, wieder nach vorne.
Kaum hatten wir den Berg verlassen, schien wieder die Sonne. Gestern haben wir ein ganzen Stück Strecke gemacht. Die spanischen Autobahnen sind gut ausgebaut und wir kamen entsprechend gut voran. Die abwechslungsreiche Landschaft Spaniens versetzt uns jedes Mal ins Staunen. Gebirge, Flüsse, Hochebenen. Mal grün, mal karg. Großstädte und kleine Dörfer. Gelandet sind wir in einem kleinen Ort, auf einer Hochebene. Das Landschaftsbild ist geprägt von Agrarflächen, trotzdem ist es schön. Die Sonne scheint und im Wohnmobil ist es fast zu warm. Die Winterjacken sind wieder in den Schrank gewandert und wir hoffen, dass sie ab jetzt noch eine ganze Weile dort bleiben.
Weiter nach Portugal
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur portugiesischen Grenze. Unser vorläufiges Ziel ist die Algarve und wir müssen uns noch entscheiden, ob wir auf spanischen oder portugiesischen Straßen das letzte Stück in den Süden fahren wollen.
Wir haben noch keine Ahnung, was uns in Portugal erwartet. Wir freuen uns riesig auf das Land, in dem wir bereits ein knappes Jahr unserer bisher zweieinhalb-jährigen Reise verbracht haben. Es fühlt sich ein bisschen an wie nach Hause kommen. Nur dass wir eben noch nicht wissen, wo genau dieses Zuhause sein wird. Vielleicht werden wir weiter wie bisher jede Nacht an einem anderen Ort aufwachen, vielleicht finden wir aber auch einen Ort, an dem wir länger sein möchten. Alles ist offen und wir lassen es mal wieder auf uns zukommen.
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