Neue Eindrücke bei unserem workaway und ein Roadtrip durch Andalusien

Pünktlich zum Sonnenaufgang beginnt das  fröhliche Zwitschern in den grünen Baumkronen, wir hören kleine Vogelfüßchen über das Dach unseres Wohnmobils hüpfen, die Insekten starten summend in ihren Arbeitstag und fliegen durch das Meer bunter Blüten.

Es ist Anfang Februar und in Portugal ist der Frühling längst angekommen. Doch der erste Blick täuscht. Hinter den grünen Bäumen, den bunten Blumen, den Vögeln und Insekten ist die Landschaft karg und leblos. Der steinige Boden erstreckt sich bis zum Horizont und erlaubt kein Leben bis auf ein paar trockene Zistrosen-Sträucher. Kein Vogel singt, keine Biene summt, es herrscht eine gespenstische Stille. Nur in der Ferne rauscht leise der Wasserfall in ein Flussbett, das zu dieser Jahreszeit viel mehr Wasser haben sollte.

Unser workaway in Portugal

Wir befinden uns auf einer Insel, in einer auf wenigen Hektar mühsam aufgebauten Scheinwelt. Über die Plattform workaway haben wir die Möglichkeit, gegen ein paar Stunden Mithilfe auf dem Land kostenlos mit dem Wohnmobil stehen zu können, zu beobachten und zu lernen. Jana und James haben ihr Grundstück in den letzten sechs Jahren nach und nach aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. 

Lese-Tipp: Wenn du mehr über workaway erfahren möchtest, findest du hier einen ausführlichen Beitrag von mir: Günstig reisen mit workaway

Als sie hier ankamen, war ihr Grundstück genauso ausgebeutet wie die gesamte Gegend. Jahrzehntelange Überweidung, konventionelle Landwirtschaft und zunehmende Trockenheit haben die Humusschicht nahezu komplett verschwinden lassen. Nacktes Gestein statt fruchtbarem Boden. Was diese Tatsache besonders traurig macht: Janas und James‘ Grundstück befindet sich mitten in einem Naturpark, im „Parque Natural Vale do Guadiana“. Von Naturschutz war hier weit und breit nichts zu sehen, doch die beiden hatten das Ziel, das zu ändern und zumindest in ihrem Teil des Naturparks die ehemalige biologische Vielfalt und Schönheit zurückzugewinnen.

Freiwilligenarbeit: Zaun aus Bambus bauen

Das Grundstück gleicht einem Labyrinth aus Hügeln und Tälern. Zuerst setzten sie die vergessenen Brunnen wieder in Kraft und pumpten das Wasser durch endlos lange Schläuche über ihr karges Grundstück. Sie konstruierten Wälle, die das seltene Regenwasser auffangen, sammelten Containerweise Müll von ihrem Land, das der Vorbesitzer hinterlassen hat, und steckten jeden Samen, den sie finden konnten, in die trockene Erde.

Wir können uns kaum vorstellen, wie viel Arbeit sie in den letzten Jahren in das Land steckten, aber die Ergebnisse sind beeindruckend und machen Hoffnung. Während alle benachbarten Hügel trockenes Gestein sind, ist ihr Hügel heute grün und fruchtbar. Die Pflanzen können wieder aufatmen, die Insekten und Vögel kommen zurück und ganz langsam kann sich der ausgebeutete Boden erholen und eine neue Humusschicht aufbauen.

Doch der Prozess ist mühsam. Die beiden erzählen von vielen Rückschlägen durch das Unverständnis der Nachbarn, fehlende Unterstützung der Gemeinde und wütende Wildschweine. Dazu kommen die sich zuspitzenden klimatischen Bedingungen. Bereits jetzt im Februar ist es heiß im Alentejo und viel zu trocken. Im Sommer erreichen die Temperaturen hier über 40 Grad.

In den zwei Wochen, die wir hier waren, bauen wir ein Hochbeet, einen Bambus-Zaun und eine Verkleidung für einen Wassertank. Für alles verwenden wir die Materialien, die bereits auf dem Land vorhanden sind. Wir dürfen uns in ihrem für diese Jahreszeit sehr üppigen Gemüsegarten bedienen und werden mit leckerem Brot und Abendessen versorgt. Zudem erweitern wir unser Wissen über Permakultur und das Leben in Portugal.

Hochbeet bauen bei einem workaway Host in Portugal

Abschied aus Portugal

Wir verlassen Jana und James mit vielen neuen Eindrücken und fahren ein letztes Mal an den Strand, bevor wir Portugal verlassen. Wir besuchen einen Strandparkplatz kurz vor der spanischen Grenze, der auf unserer bisherigen Reise eine besondere Rolle spielt. 

Hier verbrachten wir vor drei Jahren unsere erste Nacht in Portugal und wussten noch nicht, dass so viele weitere folgen würden. 
Hier hatten wir unsere erste richtig intensive Reisebegegnung mit Menschen, die uns bis heute inspirieren. 
Hier hin verschlug es uns im Frühjahr 2020 kurz vor dem ersten Lockdown, total verunsichert über den weiteren Verlauf der Pandemie und unserer Reise. 

Wir verbinden viel mit diesem Ort und obwohl er nicht wirklich viel Charme versprüht, ist es der perfekte Abschluss unseres zweiten Winters in Portugal.

Eine neue Runde Spanien

Spanien war für uns bisher ein Transit-Land. Wir fuhren bereits fünf Mal durch das große Land, bestaunten jedes Mal die abwechslungsreiche Landschaft und doch zog es uns immer auf relativ direktem Weg nach Portugal. 2020 hatten wir eigentlich geplant, das Land besser kennenzulernen, doch als wir dann im Sommer die leergefegte Küste entlangfuhren, merkten wir: Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Und so wurde es wieder nur eine zügige Durchreise.

Dieses Mal nehmen wir uns Zeit. Nördlich der Pyrenäen ist es uns noch zu kalt, das Wetter wird also dafür sorgen, dass wir uns ausreichend Zeit für die Erkundung des spanischen Festlands nehmen. In den letzten zwei Wochen hatten wir eine schöne Abwechslung aus Natur und Städtetrips. Vor letzterem hatte ich ein wenig Respekt, da Lärm und Hektik mir immer enorm viel Energie rauben. Aber wir haben uns nach jedem Stadtbesuch genug Zeit genommen, um uns in der Natur davon erholen und konnten die Eindrücke verarbeiten zu können.

Sevilla

Unser erster Halt war Sevilla. Wir waren beeindruckt von der wunderschönen Architektur und entdeckten auch abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten einmalig schöne Gebäude. Wir liefen kreuz und quer durch das Zentrum, schauten und staunten und waren danach ziemlich platt. Eine schlaflose Nacht in lauter Umgebung tat ihr übriges, dass wir am nächsten Tag froh waren, die Stadt wieder verlassen zu können und an einem idyllischen See am Fuße der Sierra Norte für einige Tage Ruhe fanden.

Córdoba

Unsere Reise führte uns nach Córdoba. Wir waren uns nicht sicher, ob sich der kleine Umweg nach Nordosten wirklich lohnt, wenn wir doch eigentlich an die Südküste wollten. Aber im Nachhinein sind wir sehr froh über unsere Entscheidung. 

Das historische Zentrum von Córdoba ist stark geprägt von arabischen Einflüssen und teilweise fühlte es sich an, als wären wir viel weiter weg als in Spanien. Tatsächlich hat uns diese Stadt so Lust auf ferne Länder gemacht, dass wir kurz überlegt, ob wir spontan einen Abstecher nach Marokko machen möchten – zur Fähre wäre es nicht weit. Aber leider ist der Seeweg noch nicht wieder für touristische Reisen geöffnet worden.

Unser Ausflug nach Córdoba war deutlich entspannter. Das Zentrum ist relativ klein und überschaubar und da wir an einem Sonntag dort waren, konnten wir auch recht entspannt zentrumsnah parken.

Andalusiens Monokulturen

Südlich von Córdoba beginnen die Olivenplantagen. Ich erinnere mich noch, wie wir zwei Wochen nach Beginn unserer Reise 2019 unsere zweite Panne hatten. Vom Abschleppauto aus haben wir stundenlang (wir wurden sehr weit abgeschleppt…) die nicht enden wollenden Reihen aus Olivenbäumen gesehen. Hier war der Anblick derselbe. 

Die Landschaft ist so skurril, dass es mir schwer fällt, sie einzuordnen. Einerseits ist es natürlich grausam, die wunderschöne Region so auszubeuten und durch exzessive Monokultur die Artenvielfalt zu ersticken. Die sich immer wiederholenden akkurate Anordnung der Bäume können durchaus eine leichte Panik auslösen. „Setz mich hier bloß nicht aus, hier gibt es weit uns breit nichts, was man zum Leben braucht“, sagte ich zu Fabi.

Lese-Tipp: 2020 sind wir durch die Region Almeria gefahren, auch bekannt als das Plastikmeer Spaniens. Ein Großteil des Obsts und Gemüses, das wir in deutschen Supermärkten finden, stammt aus diesem Gewächshausdschungel, der so groß ist, dass man ihn auf Satellitenbildern deutlich erkennen kann. Meine Gedanken und Recherchen dazu findest du in diesem Beitrag: Eine Reise durch Spaniens Plastikmeer

Antequera und El Torcal

Als ich euch bei Instagram nach Tipps für Andalusien gefragt hatte, war eure häufigste Antwort: Die Gegend um Antequera. Ich hatte von der Stadt davor noch nie gehört und bin unglaublich dankbar dafür! Wir waren so begeistert, dass wir über eine Woche dort verbrachten. Zuerst fuhren wir hoch in den Naturpark „El Torcal“. Das Schwitzen im ersten Gang hat sich sehr gelohnt, der Anblick der eigenartigen Kalksteinformationen war es mehr als wert. Es gibt dort einen kleinen Wanderweg, auf dem man die Aussicht auf die Felsen und bis zum Meer genießen kann. Die längeren Routen sind wir nicht gegangen, da am folgenden Tag das Wetter umschwang. Aber wir haben noch ein paar kleine Spaziergänge gemacht und die Zeit in den Bergen sehr genossen.

Anschließend haben wir ein paar Tage in Antequera verbracht. Das Städtchen ist sehr nett und viel größer als es von weitem aussieht. Vom Pinar del Hacho aus hat man einen grandiosen Blick über die Stadt. Einen kleinen Spaziergang dort hoch kann ich sehr empfehlen! Von dort oben erkennt man auch gut, wie nahezu alle Häuser weiß sind und nur die alten Gebäude aus Sandstein hervorstechen. Immer im Hintergrund zu sehen ist der beeindruckende Peña de los Enamorados, ein Berg mit einer ganz besonderen Form.

Neuer Monat, neue Stadt

Inzwischen ist es März und den Monatsanfang verbrachten wir in einer weiteren Stadt Andalusiens. Welche könnte es wohl sein? Die Auflösung bekommst du nächsten Monat zusammen mit hoffentlich vielen weiteren Ereignissen und Orten, die wir in den nächsten Monaten erleben dürfen.