Mit dem Wohnmobil durch den Balkan! Ich muss gestehen, dass ich mich das zu Beginn unserer Reise wahrscheinlich nicht getraut hätte. Für mich, die Europa noch nie verlassen hat, waren diese großen und kleinen Länder mit ihrer bewegten Geschichte ziemlich fremd. Das einzige, was ich über diese Länder wusste, waren ungeprüfte Vorurteile. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns in das Abenteuer außerhalb der EU gestürzt haben und wir uns endlich selbst ein Bild davon machen können.
Abschied von Griechenland
Da ich im letzten Reisebericht bereits unsere Erlebnisse in Griechenland geteilt hatte, folgt hier die Kurzfassung unserer ersten Tage des Aprils:
Unser April begann damit, dass wir in der Werkstatt aufwachten. Das war leider kein Aprilscherz. Am Tag davor wurden wir mit kaputtem Lenkgetriebe von der Insel Lefkada abgeschleppt. Da Übernachten in der Werkstatt sehr anstrengend ist, verbrachten wir die restliche Woche in einem Apartment. Mit der überholten Lenkung ging es für uns dann für mehrere Tage zum Wandern in die Berge.
Mitte April verabschiedeten wir uns von dem Land, das wir so liebgewonnen haben, und fuhren nach Albanien. Während in ganz Europa strikte Einreisebestimmungen vorherrschen, war der Grenzübertritt nach Albanien geradezu langweilig. Die netten Beamten checkten kurz unsere Reisepässe und den Fahrzeugschein und dann waren wir auch schon rüber.
Abenteuer Albanien
Wir fuhren mitten in einer weite Landschaft mit Äckern und Wiesen und einem schönen Bergpanorama. Doch direkt auf den zweiten Blick nahmen wir den Müll wahr, der über die Straße wehte, sich in den Büschen verfing und den Straßengraben füllte. Dieser Anblick sollte uns durch ganz Albanien begleiten. Unser erster Halt war das „Blue Eye“. Die tiefblaue Quelle wird in jeden Albanien-Tipps als Highlight aufgezählt.
Wir parkten auf einer Wiese neben einer kleinen Kapelle, um uns herum grasten Schafe, Ziegen und Kühl friedlich nebeneinander. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir das blaue Auge. Es war ein schöner Ort, aber ein bisschen Enttäuschung schwang mit. Ist das wirklich schon das Highlight des Landes? So besonders fanden wir es nicht, aber wir waren ja auch verwöhnt von Griechenland.
Als wir am nächsten Tag in der Stadt Sarandë eine SIM-Karte kaufen wollten, erlebten wir, wie trubelig das Land ist. Hektischer Verkehr, viele Menschen, keine Maskenpflicht. Nach über fünf Monaten griechischem Lockdown waren wir diesen Anblick absolut nicht mehr gewöhnt und auch froh, als wir schnell wieder aus der Stadt raus waren. Bei Ksamil fanden wir einen ruhigen Ort neben einer Strandbar, die gerade für die Saison vorbereitet wurde.
Mal wieder Zeit für einen Werkstattbesuch
Ein paar Tage später wollten wir morgens gerade unseren Übernachtungsplatz verlassen, als wir feststellten, dass unsere Bremse nicht mehr funktionierte. Es passierte überhaupt nichts mehr, wenn wir das Bremspedal drückten. Nach einem kurzen Blick war das Problem klar: Der Bremsschlauch war gerissen.
Zum Glück sind wir inzwischen routiniert: Versicherung anrufen, dem Abschleppdienst erklären, wo wir sind, und warten. Dieses Mal funktionierte das Abschleppen reibungslos und innerhalb kürzester Zeit saßen wir auf dem Abschleppwagen und wurden in der nächsten Werkstatt abgesetzt. Der Mechaniker baute den kaputten Bremsschlauch aus und kam kurz darauf mit einem Ersatzteil zurück. Wir konnten kaum fassen, dass unsere Panne innerhalb von einem Vormittag behoben sein könnte. War sie dann auch nicht. Nach der Diagnose legte sich der Mechaniker für ein Mittagsschläfchen in sein Auto und verschwand dann irgendwann komplett. Es dauerte mehrere Stunden, bis er zurückkam, aber wir konnten tatsächlich kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Werkstatt mit funktionierenden Bremsen verlassen.
Nach diesem Erlebnis, dem dauerhaft schlechten Wetter und den zunehmend anstrengenden Straßenverhältnissen entschieden wir, dass wir unsere Albanien-Reise auf die Küste beschränken würden. Das Inland ist noch bergiger, die Straßen angeblich noch schlechter. Wir hoppelten also auf Schlagloch-übersähten Straßen Richtung Norden, wichen Schafen, Kühen und wahnsinnigen Autofahrern aus und übernachteten an ein paar schönen, aber stark vermüllten Stränden. Wir kamen nur im Schneckentempo voran, doch irgendwann erreichten wir Montenegro.
Ein bisschen traurig sind wir schon, dieses Land, auf das wir uns so gefreut hatten, nicht näher kennengelernt zu haben. Die Aussicht auf die Berge war wirklich vielversprechend. Für uns steht fest: Wir kommen wieder! Mit einem geländegängigeren Fahrzeug und hoffentlich besserem Wetter.
Plötzlich in Montenegro
Da eigentlich nicht geplant war, so schnell nach Montenegro einzureisen, kamen wir komplett unvorbereitet in diesem Land an. Direkt hinter der Grenze erwarteten uns traumhaft ordentlich asphaltiere Straßen, hübsch renovierte Häuschen und vor allem müllfreie Straßenränder. Unsere Augen und Nerven erholten sich von der doch sehr anstrengenden Fahrt durch Albanien.
Wir steuerten den nächsten Shop an, wo wir eine SIM-Karte kaufen konnten und parkten direkt in der kleinen Stadt Ulcinj. Es machte großen Spaß, durch die hübschen Gassen zu schlendern, einem Wanderweg entlang der Küste zu folgen und wieder mit dem Euro zahlen zu können. Am Samstagabend wurden wir auf unserem Parkplatz am Stadtrand vom sehr aktiven Nachtleben der Stadt überrascht. Feierwütige Menschen waren auf der Straße unterwegs, in der wir eigentlich schlafen wollten. Ob wir hier eine ruhige Nacht haben würden? Zum ersten Mal seit zwei Jahren entschieden wir, spätabends unseren Übernachtungsplatz zu wechseln und am Hafen zu schlafen. Mit verschlafenen Gesichtern schoben wir unser dickes Wohnmobil durch die Gassen, vorbei an aufgebrezelten Partygängern und grölenden Jugendlichen. Es stellte sich zwar heraus, dass die Hafenstraße die Partymeile schlechthin war, aber nachdem wir uns auf den hinteren Teil des Parkplatz durchgekämpft hatten, hatten wir unsere Ruhe.
Als wir am nächsten Tag die Stadt verließen, trafen wir auf einem Strandparkplatz auf alte Bekannte, die wir vor über einem Jahr in Portugal kennengelernt hatten. Wir schlossen uns der kleinen Gruppe an und verbrachten gemeinsam ein paar schöne Tage in einer traumhaften Bucht, erkundeten eine riesige Bauruine und saßen bis spätabends unterm Sternenhimmel.
Gestern sind wir Richtung Landesinneres aufgebrochen. Die Panoramastraße führte uns vorbei an einem schönen See und seichten Hügeln. Montenegro wirkt unglaublich friedlich und idyllisch auf uns. Wir stehen jetzt an einem eiskalten türkisblauen Fluss, in dem wir uns von den sommerlichen Temperaturen abkühlen können. Wir sind sehr gespannt, was uns in diesem kleinen Land noch erwartet!